Zum Tag des offenen Denkmals

In letzter Zeit häufen sich bei uns Anfragen zu dem Vorhaben des Landes Thüringen, den Eintrag der Thüringischen Residenzenlandschaft in die Welterbe-Liste der UNESCO zu beantragen. Gefragt wird, ob sich unsere Initiative dazu positioniert, aber besonders, welche Meinung der Greizer Stadtrat dazu vertritt. Weil Letzteres auch uns interessiert und die Frage nach unserer Position sich damit erübrigt, möchten wir auf das Schreiben vom 20.07.2022 hinweisen, welches wir bewusst erst jetzt veröffentlichen. Wir hatten erwartet, dass der Greizer Bürgermeister am Tag des offenen Denkmals zur offiziellen Einweihung des aufwändig sanierten Pavillons des Oberen Schlosses auch ein Statement der Stadt zum Thüringer Welterbe-Antrag präsentiert. Es wäre eine gute Gelegenheit gewesen! Der prächtig sanierte Pavillon, die ansprechende Musik der Vogtland-Philharmonie, dieses tolle Ambiente und überhaupt, was passt schon besser zusammen als Denkmalschutz und Weltkulturerbe? Zumindest einige Worte hätte er darüber verlieren können, da sich dieser Antrag liest, als sei er für unsere Stadt ersonnen. Doch vom Bürgermeister kam kein Wort dazu, obwohl Greiz in vorderster Front aufgestellt ist und in der ersten Reihe steht, voll im Scheinwerferlicht!

Bezüglich der oben erwähnten Anfragen möchten wir die Aufmerksamkeit nochmals auf die Anfrage an den Bürgermeister zur Stadtratssitzung am 08.12.2021. lenken, die bereits seit Dezember 2021 hier veröffentlicht ist. Dort hat Herr Michael Krause bereits auf den Konflikt zwischen Welterbeliste und Marstall-Center hingewiesen.

Rudolf Kuhl

Worte zum folgenden offenen Brief vom 20.07.2022

In ihrem Vortrag „Die Thüringische Residenzenlandschaft – Auf dem Weg zum UNESCO-Welterbe“, präsentierte Frau Claudia Schönfeld am 6. Juli 2022 im Weißen Saal des Unteren Schlosses das o.g. Vorhaben unseres Freistaates der Öffentlichkeit, welches im Oktober 2021 mit Abgabe des Antrages für die deutsche Anmeldeliste startete. Ausführlich erläuterte sie die Hintergründe, das Verfahren und die Etappen auf dem Weg zum Eintrag in die Welterbeliste. Abschließend stellte sie sich den Fragen der ausgesprochen wenigen Gäste. Denn, obwohl als öffentlich deklariert, wurde es offenbar versäumt, auf diese Veranstaltung hinzuweisen.

Weil der Bürgermeister seine Abwesenheit entschuldigen ließ und nur eine Person aus den Reihen des Greizer Stadtrates anwesend war, erlaubte ich mir, mich in einem Schreiben an das Stadtoberhaupt zu wenden, verbunden mit der Bitte, dieses auch an die Damen und Herren Abgeordneten weiterzuleiten. Meines Wissens fanden in Greiz alle Beratungen, die den Welterbe-Antrag betrafen, nur im internsten Kreis statt. Mir ist nicht bekannt, in welchem Umfang der Stadtrat über den aktuellen Stand des Vorhabens und seine Bedeutung für die Stadt Greiz unterrichtet ist, die bereits jetzt als eines der „Flaggschiffe“ des Unterfangens aufgestellt ist. Darum verwies ich auf das Video von der Medienkonferenz am 07.10.2021.

Mir ist natürlich bekannt, dass nicht jede Aktivität von Erfolg gekrönt ist. Der Weg ist noch weit und es ist ungewiss, ob an dessen Ende der begehrte Eintrag in die Welterbe-Liste winkt. Doch Thüringen hat sich auf den Weg gemacht. Und Greiz wurde ausgewählt um mitzuziehen. Nicht irgendwo im Tross. Nein, wir wurden in die erste Reihe gestellt! Schon das sollte uns Mut machen, dieses Vorhaben voran zu treiben und damit zu werben. Denn – Greiz muss auf sich aufmerksam machen! Und wer antreten darf, um die Thüringer Residenzenlandschaft auf die Welterbeliste der UNESCO zu bringen, wird schon EINIGES zu bieten haben.

Um dem Stadtrat auch diese Sicht der Dinge vor Augen zu halten, verwies ich in meinem oben erwähnten Schreiben auf den Beitrag „Das Ziel heißt Zuzug! Der Weg heißt Tourismus“ von Judith Rüber und Dr. Jan Kobel. und sendete es als offenen Brief am 21.07.2022 per E-Mail an das Büro des Bürgermeisters.

Bis heute bekam ich keinerlei Reaktionen auf mein Schreiben, weder von Mitgliedern des Stadtrates noch vom Greizer Bürgermeister. Mir ist weder bekannt, ob beim Greizer Stadtrat das Thema Welterbe bisher als Gegenstand von Beratungen auf der Tagesordnung stand, ob er bisher Stellung zu den Welterbe – Ambitionen des Freistaates bezogen hat oder ob die Abgeordneten meinen Brief überhaupt erhalten haben. Darum haben wir uns entschlossen, das Schreiben nun zu veröffentlichen.

Rudolf Kuhl

Die Thüringische Residenzenlandschaft auf dem Weg zum Welterbe

Offener Brief an den Bürgermeister der Stadt Greiz

Sehr geehrter Herr Bürgermeister, sehr geehrte Damen und Herren Stadträt/innen,

am 6. Juli fand im Weißen Saal ein Vortrag über die Bewerbung unseres Freistaates statt, den UNESCO – Welterbestatus für die Residenzenlandschaft Thüringens zu beantragen. Ein Thema, dass besonders Greizer/innen interessieren sollte. Denn in dem Antrag für die deutsche Tentativliste, der im vergangenen Oktober bei der Kultusministerkonferenz der Länder abgegeben wurde, ist Greiz mit seinen beiden Schlössern, dem Park und dem Sommerpalais eine der acht Residenzen, die namentlich erwähnt sind. Bedauerlicher Weise war jedoch das öffentliche Interesse an dieser Veranstaltung eher bescheiden, da offenbar kaum Werbung für diese Veranstaltung gemacht wurde.

Auf die interessanten Ausführungen von Frau Claudia Schönfeld zum Thema „Die Thüringische Residenzenlandschaft auf dem Weg zum Welterbe“ möchte ich an dieser Stelle nicht eingehen. Mir und sicher auch manchen von Ihnen sind das Anliegen, die Hintergründe und auch der Ablauf der Bewerbung aus verschiedenen überregionalen Publikationen bereits seit längerem bekannt. Neu für mich war allerdings, dass eine wesentliche Voraussetzung für den Eintrag als UNESCO-Welterbe die Akzeptanz der Einwohner/innen zu dieser Bewerbung ist. In Anbetracht der Bedeutung für unsere Stadt und die Auswirkung auf deren weitere Entwicklung sollte also möglichst jede/r Greizer/in Kenntnis über die Bewerbung unseres Freistaates haben.

In welchem Umfang Sie als Abgeordnete bereits unterrichtet wurden und ob Ihnen detaillierte Informationen zu dem Antrag des Freistaates zur Verfügung stehen, ist mir nicht bekannt. Da außer Frau Machalett kein/e Vertreter/in Ihres Gremiums dieser Veranstaltung beiwohnte, erlaube ich mir, Sie als Stadträt/innen nochmals auf die Medienkonferenz vom 7.10.21 aufmerksam zu machen. Hier wird ausführlich der Weg beschrieben, der die Thüringische Residenzenlandschaft (und damit auch Greiz) auf die Welterbeliste der UNESCO bringen soll. Folgender Link: https://www.youtube.com/watch?v=FkbKYssxCGshttps://www.youtube.com/watch?v=FkbKYssxCGs führt direkt zur Aufzeichnung dieser Konferenz, die trotz aller Sachlichkeit die Kraft, Entschlossenheit und Zuversicht derer ausstrahlt, die an der Erarbeitung des Antrages beteiligt waren. Und man fühlt ihren Stolz und die Freude darüber, wie gut es gelungen ist, die Fakten und Argumente zu einem so stimmigen Ergebnis zusammenzufügen.

Wie eingangs erwähnt, ist Greiz mit dem Oberen und Unteren Schloss und dem Park mit dem Sommerpalais eine der acht ausgewählten Residenzanlagen, die namentlich für die Welterbekandidatur benannt wurden. Aber auch andere bei uns noch erhaltene Zeugnisse dieser Zeit, die sich durch ein hohes Maß an Echtheit, Glaubwürdigkeit, Vollständigkeit und Unverletztheit auszeichnen, werden evtl. in die Bewertung einfließen. Die Alte Wache, der Gasparinentempel, der Pulverturm und das Mausoleum in Waldhaus und sicher auch der fürstliche Marstall sind nur einige Beispiele. Herr Dr. Christian Espig hat im diesjährigen Greizer Heimatkalender ausführlich darüber berichtet. Ich meine, wir Greizer sollten uns mehr als bisher über die Bestrebungen unseres Freistaates informieren, die Aufnahme der Thüringer Residenzlandschaft auf die Welterbeliste der UNESCO zu erreichen und deren Entwicklung aufmerksam verfolgen.

Wir stehen erst am Beginn dieses Weges. Aber wir können mit bedeutenden Argumenten aufwarten und haben es dadurch bereits mit in die erste Reihe der Thüringer Residenzen geschafft! Damit schon jetzt nach außen zu werben ist zumindest erfolgsorientiert. Leider ist dieses Werben in Greiz bisher eher ein kaum hörbares, zaghaftes Flüstern. Keine Spur von Kraft und Entschlossenheit. Zuversicht? Eine Fehlansage. Wer redet in Greiz über den Welterbeantrag? Dabei ist das Pferd bereits gesattelt und scharrt in Erfurt schon mit den Hufen. Auf dieses Pferd sollten wir aufspringen. Es ist m. E. dringend erforderlich, der Greizer Bevölkerung die Bestrebungen des Freistaates öffentlichkeitswirksam nahe zu bringen. Selbstredend muss dazu ein für alle verständlicher Text erstellt werden, der sich besonders auf die Greizer Sicht und Rolle bezieht.

Um mein Schreiben nicht zu sehr ausufern zu lassen möchte ich abschließend noch auf ein Plädoyer für einen Residenzkultur-basierten Tourismus in Thüringen von Judith Rüber und Dr. Jan Kobel hinweisen. Unter der Überschrift „Das Ziel heißt Zuzug! Der Weg heißt Tourismus.“ bezieht sich Herr Dr. Kobel auf die Defizite Thüringens im Bereich Tourismus, wobei ein Abschnitt seiner Ausführungen die Frage direkt stellt: „Was braucht die Stadt Greiz, um zu einem Ort der Sehnsucht zu werden,…“Hier der Link zu diesem Beitrag: https://stadtrandnotiz.de/2021/03/10/das-ziel-heisst-zuzug/?fbclid=IwAR0Xqf8LGih4bBPHKCYQU6nzelkwGuUIkOQZk3qDOvskvpDnfJIREbakq_k

Vielen Dank für Ihr Interesse!

Mit freundlichen Grüßen

Rudolf Kuhl Greiz, am 20.07.22,

Zur Weiterleitung an alle Mitglieder des Greizer Stadtrates, gesendet per E-Mail am 21.07.2022