Offener Brief an den Bürgermeister der Stadt Greiz
Sehr geehrter Herr Bürgermeister, sehr geehrte Damen und Herren Stadträt/innen,
am 6. Juli fand im Weißen Saal ein Vortrag über die Bewerbung unseres Freistaates statt, den UNESCO – Welterbestatus für die Residenzenlandschaft Thüringens zu beantragen. Ein Thema, dass besonders Greizer/innen interessieren sollte. Denn in dem Antrag für die deutsche Tentativliste, der im vergangenen Oktober bei der Kultusministerkonferenz der Länder abgegeben wurde, ist Greiz mit seinen beiden Schlössern, dem Park und dem Sommerpalais eine der acht Residenzen, die namentlich erwähnt sind. Bedauerlicher Weise war jedoch das öffentliche Interesse an dieser Veranstaltung eher bescheiden, da offenbar kaum Werbung für diese Veranstaltung gemacht wurde.
Auf die interessanten Ausführungen von Frau Claudia Schönfeld zum Thema „Die Thüringische Residenzenlandschaft auf dem Weg zum Welterbe“ möchte ich an dieser Stelle nicht eingehen. Mir und sicher auch manchen von Ihnen sind das Anliegen, die Hintergründe und auch der Ablauf der Bewerbung aus verschiedenen überregionalen Publikationen bereits seit längerem bekannt. Neu für mich war allerdings, dass eine wesentliche Voraussetzung für den Eintrag als UNESCO-Welterbe die Akzeptanz der Einwohner/innen zu dieser Bewerbung ist. In Anbetracht der Bedeutung für unsere Stadt und die Auswirkung auf deren weitere Entwicklung sollte also möglichst jede/r Greizer/in Kenntnis über die Bewerbung unseres Freistaates haben.
In welchem Umfang Sie als Abgeordnete bereits unterrichtet wurden und ob Ihnen detaillierte Informationen zu dem Antrag des Freistaates zur Verfügung stehen, ist mir nicht bekannt. Da außer Frau Machalett kein/e Vertreter/in Ihres Gremiums dieser Veranstaltung beiwohnte, erlaube ich mir, Sie als Stadträt/innen nochmals auf die Medienkonferenz vom 7.10.21 aufmerksam zu machen. Hier wird ausführlich der Weg beschrieben, der die Thüringische Residenzenlandschaft (und damit auch Greiz) auf die Welterbeliste der UNESCO bringen soll. Folgender Link: https://www.youtube.com/watch?v=FkbKYssxCGshttps://www.youtube.com/watch?v=FkbKYssxCGs führt direkt zur Aufzeichnung dieser Konferenz, die trotz aller Sachlichkeit die Kraft, Entschlossenheit und Zuversicht derer ausstrahlt, die an der Erarbeitung des Antrages beteiligt waren. Und man fühlt ihren Stolz und die Freude darüber, wie gut es gelungen ist, die Fakten und Argumente zu einem so stimmigen Ergebnis zusammenzufügen.
Wie eingangs erwähnt, ist Greiz mit dem Oberen und Unteren Schloss und dem Park mit dem Sommerpalais eine der acht ausgewählten Residenzanlagen, die namentlich für die Welterbekandidatur benannt wurden. Aber auch andere bei uns noch erhaltene Zeugnisse dieser Zeit, die sich durch ein hohes Maß an Echtheit, Glaubwürdigkeit, Vollständigkeit und Unverletztheit auszeichnen, werden evtl. in die Bewertung einfließen. Die Alte Wache, der Gasparinentempel, der Pulverturm und das Mausoleum in Waldhaus und sicher auch der fürstliche Marstall sind nur einige Beispiele. Herr Dr. Christian Espig hat im diesjährigen Greizer Heimatkalender ausführlich darüber berichtet. Ich meine, wir Greizer sollten uns mehr als bisher über die Bestrebungen unseres Freistaates informieren, die Aufnahme der Thüringer Residenzlandschaft auf die Welterbeliste der UNESCO zu erreichen und deren Entwicklung aufmerksam verfolgen.
Wir stehen erst am Beginn dieses Weges. Aber wir können mit bedeutenden Argumenten aufwarten und haben es dadurch bereits mit in die erste Reihe der Thüringer Residenzen geschafft! Damit schon jetzt nach außen zu werben ist zumindest erfolgsorientiert. Leider ist dieses Werben in Greiz bisher eher ein kaum hörbares, zaghaftes Flüstern. Keine Spur von Kraft und Entschlossenheit. Zuversicht? Eine Fehlansage. Wer redet in Greiz über den Welterbeantrag? Dabei ist das Pferd bereits gesattelt und scharrt in Erfurt schon mit den Hufen. Auf dieses Pferd sollten wir aufspringen. Es ist m. E. dringend erforderlich, der Greizer Bevölkerung die Bestrebungen des Freistaates öffentlichkeitswirksam nahe zu bringen. Selbstredend muss dazu ein für alle verständlicher Text erstellt werden, der sich besonders auf die Greizer Sicht und Rolle bezieht.
Um mein Schreiben nicht zu sehr ausufern zu lassen möchte ich abschließend noch auf ein Plädoyer für einen Residenzkultur-basierten Tourismus in Thüringen von Judith Rüber und Dr. Jan Kobel hinweisen. Unter der Überschrift „Das Ziel heißt Zuzug! Der Weg heißt Tourismus.“ bezieht sich Herr Dr. Kobel auf die Defizite Thüringens im Bereich Tourismus, wobei ein Abschnitt seiner Ausführungen die Frage direkt stellt: „Was braucht die Stadt Greiz, um zu einem Ort der Sehnsucht zu werden,…“Hier der Link zu diesem Beitrag: https://stadtrandnotiz.de/2021/03/10/das-ziel-heisst-zuzug/?fbclid=IwAR0Xqf8LGih4bBPHKCYQU6nzelkwGuUIkOQZk3qDOvskvpDnfJIREbakq_k
Vielen Dank für Ihr Interesse!
Mit freundlichen Grüßen
Rudolf Kuhl Greiz, am 20.07.22,
Zur Weiterleitung an alle Mitglieder des Greizer Stadtrates, gesendet per E-Mail am 21.07.2022