So geht es weiter mit dem Marstallcenter in Greiz

OTZ 26.02.2024, Lokales Greiz,

Greiz. Jetzt haben sich das Thüringer Landesamt für Denkmalpflege und der Bürgermeister von Greiz zum Marstallcenter positioniert.

Das Thüringische Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie bleibt beim Nein für das vom Stadtrat seinerzeit mehrheitlich befürwortete Marstallcenter Greiz, wie Bürgermeister Alexander Schulze informiert. In einem Schreiben an ihn vom Februar 2024 habe Landeskonservator Holger Reinhardt erläutert, dass aus Sicht der Denkmalpflege auch die geänderte Entwurfsplanung des Investors für das Marstallcenter nicht genehmigungsfähig sei.

In der Zusammenfassung heißt es: „Die von Investorenseite gestellten Nutzungsanforderungen führen zu einem Maß an Überbauung und Baumassen, die aus denkmalfachlicher Sicht eine am Standort unverträgliche Übernutzung darstellt und ortsspezifische städtebauliche und stadtstrukturelle Maßstäbe bricht. Die Wahrung eines ortstypischen Erscheinungsbildes, sowohl für betroffene Kulturdenkmale (Marstall), als auch für benachbarte Kulturdenkmale (Denkmalensembles, Einzelobjekte) ist anhand dieses Entwurfs nicht möglich. Damit liegen auch weiterhin keine Voraussetzungen für eine positive denkmalfachliche Stellungnahme vor.“

Die aktuelle Entscheidung der Landesdenkmalpflege sei zu akzeptieren, wie Bürgermeister Alexander Schulze dazu betont. Der Ball liege jetzt beim Investor des Vorhabens. In enger Zusammenarbeit mit dem Stadtrat wolle man weitere Möglichkeiten für Handel und Dienstleistungen in der Stadt untersuchen.

OTZ 26.02.2024, Lokales Greiz, https://www.otz.de/

Ist die Bebauung des Marstalls mit diesem Center nun wirklich „vom Tisch“?

Am 26.02.2024 veröffentlichte die OTZ im Greizer Lokalteil einen Bericht unter der Überschrift „So geht es weiter mit dem Marstallcenter in Greiz“. Zu dem „neuen“ Entwurf des geplanten Marstall-Centers wird dort die Denkmalschutzbehörde des Landes (TLDA) zitiert, es „liegen auch weiterhin keine Voraussetzungen für eine positive denkmalfachliche Stellungnahme vor“.
Weiter heißt es in diesem Artikel: „Die aktuelle Entscheidung der Landesdenkmalpflege sei zu akzeptieren, wie Bürgermeister Alexander Schulze dazu betont.“

Mit großer Erleichterung und Glückwünschen für den Erfolg reagierten Mitstreiter und Gleichgesinnte unserer Initiative gegen das Marstall-Center auf die Einwendungen der Denkmalschutzbehörde in dem Artikel. Dennoch wurden wir immer wieder gefragt, was die Aussagen des Bürgermeisters bedeuten.
Ist die Bebauung des Marstalls mit diesem Center nun wirklich „vom Tisch“?

Das wollten wir genau wissen und stellten diese Frage zur Einwohnerversammlung am 28. Februar an den Bürgermeister. Zusätzlich wollten wir wissen, ob außer dem Denkmalschutz auch andere Träger öffentlicher Belange (TÖB) Einwände gegen das Marstall-Center hatten.
Der Bürgermeister wies in seiner Antwort darauf hin, dass sicher auch uns die Preisspirale bekannt sei, die alle Bereiche betrifft. Besonders beim Bau wären die Kosten gewaltig in die Höhe geschnellt. Auch den hohen Aufwand der notwendig sei, da bis zum Sommer eine neue, genehmigungsfähige Planung erstellt werden müsste, vergaß er nicht zu erwähnen. Letzteres wäre neben den zusätzlichen Kosten auch zeitlich kaum realisierbar.
Unsere Frage bezog sich jedoch weder auf Probleme des Investors noch auf die diesbezüglichen Mutmaßungen des Bürgermeisters. Wir erwarteten vom Bürgermeister eine klare Antwort zur Positionierung der Stadt. Deshalb fragten wir erneut nach, ob er oder der Stadtrat das Vorhaben noch einmal überdacht und nun Abstand vom Marstall-Center nehmen würden.
Diesmal verwies Herr Schulze auf Verträge der Stadt mit dem Investor, an welche die Stadt gebunden sei.

Uns ist bekannt, dass der Stadtrat bereits in seiner Dezember-Sitzung 2022 einer ersten Verlängerung besagter Verträge zugestimmt hat.
Zu seiner letzten Sitzung im Dezember 2023 wurde eine zweite Verlängerung eben dieser Verträge zwischen Stadt und Investor beschlossen.
Steht im Sommer also die nächste Verlängerung bevor, weil die Stadt Greiz an diese Verträge gebunden ist?

Man könnte es vermuten, denn bereits in einem Interview zum Marstall-Center mit der OTZ vom 30.09.22 sagte der Bürgermeister: „Der Ball liegt unverändert beim Investor….“
Die Aussage des Bürgermeisters im Artikel vom 26.02.2024: „Der Ball liegt jetzt beim Investor des Vorhabens“ ist also nichts Neues. Nur das „jetzt“ irritiert etwas.

Wir konstatieren: Also, es ist so wie immer! Sowohl Bürgermeister als auch die Mehrzahl der Stadträte halten weiterhin am Projekt „Marstall-Center“ fest, sonst wäre die zweimalige Verlängerung der Verträge zwischen Stadt und Investor nicht mehrheitsfähig gewesen. Hätte tatsächlich ein Umdenken stattgefunden, müsste sich das im Abstimmungsverhalten der Abgeordneten niederschlagen. Aber leider Fehlanzeige. Auch wenn die realen Chancen auf Umsetzung des Projektes schwinden, kann von einer Positionierung des Stadtrates gegen die Planung keine Rede sein. Erfreulich für uns war dennoch, dass zur Einwohnerversammlung bemerkenswert viele im Saal applaudierten, als von der weiter bestehenden Ablehnung der Denkmalschutz-behörde berichtet wurde. Ob das anwesende Stadträte beeindruckt hat?

P.S.: Den zweite Teil unserer Frage, ob es auch von anderen Träger öffentlicher Belange Einwände gegen das Marstall-Center gab, beantwortete Herr Schulze mit „nein“.
Unsere Frage zielte natürlich nicht auf den „neuen“ Entwurf von 2022 ab. Auch dem Bürgermeister ist bekannt, dass dazu bisher noch keine Planungsunterlagen eingereicht wurden. Jedoch auch beim Vorentwurf, also der ersten Variante, wurden immer nur Einwände des Denkmalschutzes erwähnt. Dabei sind wir davon überzeugt, dass das TLDA nicht die einzige Landesbehörde ist, die Einwände gegen diese Bebauung und Nutzung des Marstall-Areals vorgebracht hat. Wir hatten im Februar 2021 bei der Stadt Einsicht in die Stellungnahmen der TÖB beantragt. Warum sonst wurde uns diese vom Bürgermeister verwehrt? Sicher nicht, weil das Landesverwaltungsamt dort seine Begeisterung zum Greizer Marstall-Center kundgetan hat.

Rudolf Kuhl, Michael Krause
Initiative Stoppt das Marstall-Center Greiz

Neuer Anlauf für das Marstall-Center?

Einige Worte zum aktuellen Stand:

Der Investor der Greizer Marstall-Bebauung, Herr Arno Wagner, der auch als Architekt verantwortlich für das Projekt zeichnete, stieß 2020 mit seinem Vorentwurf des „Marstall-Center Greiz“ auf erheblichen Widerstand der Öffentlichkeit. Durch Stellungnahmen von Trägern öffentlicher Belange wurde die Genehmigungsfähigkeit der vorgelegten Planung verwehrt, so dass es eine lange Zeit recht ruhig um dieses Vorhaben wurde. Viele meinten, der Investor hätte bereits aufgegeben. Dieser Meinung waren wir nicht. Dennoch waren wir etwas überrascht, als wir Anfang Oktober 2022 erfuhren, dass Herr Wagner mit einer neuen, angeblich von oder mit dem Architekturbüro Stadermann aus Hausen überarbeiteten Variante des Marstall-Center vorstellig wurde.

Oktober 2022:

Für den 6. Oktober 2022 lud der Bürgermeister zu einer nichtöffentlichen Dringlichkeitssitzung des Bauausschusses (BA) ein. Investor A. Wagner präsentierte den Mitgliedern des BA eine neue Variante der Bebauung des Marstall-Areals. Eingeladen waren auch Fraktionsvorsitzende sowie die Untere und sogar die Obere Denkmalschutzbehörde (TLDA). Offenbar war Ziel dieser Sitzung, mit der überarbeiteten Variante dem TLDA entgegenzukommen, um ihn von seiner ablehnenden Haltung zum Marstall-Center abzubringen, was offenbar nicht so recht gelang.

November 2022:

Dennoch wurde im nichtöffentlichen Teil der Hauptausschusssitzung am 23. November 2022 über eine Verlängerung des Vertrages über das Vorkaufsrecht des Investors für das Marstall-Areal beraten, der zum Ende des Jahres ausgelaufen wäre.

Dezember 2022:

Als wir erfuhren, dass zur Stadtratssitzung am 7. Dezember ein Beschluss vorliegen wird, oben genannten Vertrag mit dem Investor zu verlängern (natürlich wieder nichtöffentlich), nutzten wir die Einwohnerfragestunde der Sitzung, dieses Vertuschen von Informationen öffentlich anzuprangern. Denn besonders beliebt ist diese Taktik, wenn es um den Marstall geht, dessen Bebauung nicht nur bei der Greizer Bevölkerung auf starken Widerstand stößt. Ebenso stehen Bebauung und Nutzung dieser Fläche im Widerspruch zur Rolle unserer Stadt beim Welterbe-Antrag Thüringens. Im Greizer Rathaus scheut man dennoch keine Mühe, hinter verschlossenen Türen Entscheidungen zu treffen und jedes Schlüsselloch zu verstopfen, damit keine Informationen nach außen dringen.

Mit einem spontanen Aufruf an die Abgeordneten, einer Verlängerung des o.g. Vertrages mit dem Investor nicht zuzustimmen beendeten wir unsere Erklärung. (Erklärung vom 07.12.2022 siehe unten) Erwartungsgemäß sind nur wenige der Damen und Herren des Stadtrates diesem Aufruf gefolgt.

Januar 2023:

Im öffentlichen Teil der Hauptausschusssitzung am 11. Januar 2023 erklärte der Bürgermeister, falls die Differenzen zwischen der Obersten Denkmalschutzbehörde und dem Investor bis dahin beigelegt sind, sei für Anfang des Jahres eine Bürgerversammlung zur neuen Variante geplant. Zur Stadtratssitzung am 25. Januar antwortete er auf Nachfrage zur Einwohnerfragestunde ähnlich, nur dass er nicht nur die Einwände der Oberen Denkmalschutzbehörde erwähnte, sondern auch die des Landesverwaltungsamtes.

Erklärung zur Stadtratssitzung am 07.12.2022

Sehr geehrter Herr Bürgermeister,

ich beziehe mich auf ein Interview in der OTZ vom 30.09.22 mit Ihnen, Herr Bürgermeister. Thema war der Konflikt zwischen dem Welterbe-Antrag Thüringens und dem geplanten Marstall-Center Greiz mit der Überschrift „Bürgermeister unterstützt Welterbeantrag“. Auf Nachfrage zum Stand der Planung des Centers sagten Sie: „Der Ball liegt unverändert beim Investor….“ Wegen bestehender Verträge könne das Vorhaben nicht einfach gekippt werden. Weiterhin erklärten Sie, dass Sie diesen Welterbe-Antrag voll inhaltlich unterstützen und dass alle Abteilungen der Stadtverwaltung involviert sind und hinter dem Streben nach dem Welterbe-Status stehen.

Sechs Tage später, am 06.10.22, wurde im Bauausschuss ein neuer Entwurf der Marstall-Bebauung vorgestellt. Auch dieser wurde vom Denkmalschutz des Landes abgelehnt. Ich bin Greizer. Darum verblüfft es mich nicht, dass die Öffentlichkeit davon keine Kenntnis erhält, obwohl bereits 2 Monate vergangen sind. Dass jedoch der Stadtrat am heutigen Abend hier eine Verlängerung dieses Vertrages mit dem Investor beschließen soll, steht in absolutem Widerspruch zu Ihren Aussagen, sowohl der Öffentlichkeit als auch den Vertretern des Landes Thüringen gegenüber. Mit der Verlängerung dieses Vertrages, (dessen Existenz Sie in o.g. Artikel als Hemmnis darstellen) gefährden sie nicht nur die hervorgehobene Stellung der Stadt Greiz im Welterbe-Antrag. Ich befürchte, der Greizer Zickzack-Kurs wird dazu führen, dass unsere Stadt dort nur noch als Randnotiz erscheint und diese Chance der Tourismusförderung verpasst wird.

Abschließend richtete ich spontan noch einige Worte an die Damen und Herren Stadträte und bat sie, einer Verlängerung des Vertrages der Stadt mit dem Investor nicht zuzustimmen.

Rudolf Kuhl

Zum Tag des offenen Denkmals

In letzter Zeit häufen sich bei uns Anfragen zu dem Vorhaben des Landes Thüringen, den Eintrag der Thüringischen Residenzenlandschaft in die Welterbe-Liste der UNESCO zu beantragen. Gefragt wird, ob sich unsere Initiative dazu positioniert, aber besonders, welche Meinung der Greizer Stadtrat dazu vertritt. Weil Letzteres auch uns interessiert und die Frage nach unserer Position sich damit erübrigt, möchten wir auf das Schreiben vom 20.07.2022 hinweisen, welches wir bewusst erst jetzt veröffentlichen. Wir hatten erwartet, dass der Greizer Bürgermeister am Tag des offenen Denkmals zur offiziellen Einweihung des aufwändig sanierten Pavillons des Oberen Schlosses auch ein Statement der Stadt zum Thüringer Welterbe-Antrag präsentiert. Es wäre eine gute Gelegenheit gewesen! Der prächtig sanierte Pavillon, die ansprechende Musik der Vogtland-Philharmonie, dieses tolle Ambiente und überhaupt, was passt schon besser zusammen als Denkmalschutz und Weltkulturerbe? Zumindest einige Worte hätte er darüber verlieren können, da sich dieser Antrag liest, als sei er für unsere Stadt ersonnen. Doch vom Bürgermeister kam kein Wort dazu, obwohl Greiz in vorderster Front aufgestellt ist und in der ersten Reihe steht, voll im Scheinwerferlicht!

Bezüglich der oben erwähnten Anfragen möchten wir die Aufmerksamkeit nochmals auf die Anfrage an den Bürgermeister zur Stadtratssitzung am 08.12.2021. lenken, die bereits seit Dezember 2021 hier veröffentlicht ist. Dort hat Herr Michael Krause bereits auf den Konflikt zwischen Welterbeliste und Marstall-Center hingewiesen.

Rudolf Kuhl

Worte zum folgenden offenen Brief vom 20.07.2022

In ihrem Vortrag „Die Thüringische Residenzenlandschaft – Auf dem Weg zum UNESCO-Welterbe“, präsentierte Frau Claudia Schönfeld am 6. Juli 2022 im Weißen Saal des Unteren Schlosses das o.g. Vorhaben unseres Freistaates der Öffentlichkeit, welches im Oktober 2021 mit Abgabe des Antrages für die deutsche Anmeldeliste startete. Ausführlich erläuterte sie die Hintergründe, das Verfahren und die Etappen auf dem Weg zum Eintrag in die Welterbeliste. Abschließend stellte sie sich den Fragen der ausgesprochen wenigen Gäste. Denn, obwohl als öffentlich deklariert, wurde es offenbar versäumt, auf diese Veranstaltung hinzuweisen.

Weil der Bürgermeister seine Abwesenheit entschuldigen ließ und nur eine Person aus den Reihen des Greizer Stadtrates anwesend war, erlaubte ich mir, mich in einem Schreiben an das Stadtoberhaupt zu wenden, verbunden mit der Bitte, dieses auch an die Damen und Herren Abgeordneten weiterzuleiten. Meines Wissens fanden in Greiz alle Beratungen, die den Welterbe-Antrag betrafen, nur im internsten Kreis statt. Mir ist nicht bekannt, in welchem Umfang der Stadtrat über den aktuellen Stand des Vorhabens und seine Bedeutung für die Stadt Greiz unterrichtet ist, die bereits jetzt als eines der „Flaggschiffe“ des Unterfangens aufgestellt ist. Darum verwies ich auf das Video von der Medienkonferenz am 07.10.2021.

Mir ist natürlich bekannt, dass nicht jede Aktivität von Erfolg gekrönt ist. Der Weg ist noch weit und es ist ungewiss, ob an dessen Ende der begehrte Eintrag in die Welterbe-Liste winkt. Doch Thüringen hat sich auf den Weg gemacht. Und Greiz wurde ausgewählt um mitzuziehen. Nicht irgendwo im Tross. Nein, wir wurden in die erste Reihe gestellt! Schon das sollte uns Mut machen, dieses Vorhaben voran zu treiben und damit zu werben. Denn – Greiz muss auf sich aufmerksam machen! Und wer antreten darf, um die Thüringer Residenzenlandschaft auf die Welterbeliste der UNESCO zu bringen, wird schon EINIGES zu bieten haben.

Um dem Stadtrat auch diese Sicht der Dinge vor Augen zu halten, verwies ich in meinem oben erwähnten Schreiben auf den Beitrag „Das Ziel heißt Zuzug! Der Weg heißt Tourismus“ von Judith Rüber und Dr. Jan Kobel. und sendete es als offenen Brief am 21.07.2022 per E-Mail an das Büro des Bürgermeisters.

Bis heute bekam ich keinerlei Reaktionen auf mein Schreiben, weder von Mitgliedern des Stadtrates noch vom Greizer Bürgermeister. Mir ist weder bekannt, ob beim Greizer Stadtrat das Thema Welterbe bisher als Gegenstand von Beratungen auf der Tagesordnung stand, ob er bisher Stellung zu den Welterbe – Ambitionen des Freistaates bezogen hat oder ob die Abgeordneten meinen Brief überhaupt erhalten haben. Darum haben wir uns entschlossen, das Schreiben nun zu veröffentlichen.

Rudolf Kuhl

Die Thüringische Residenzenlandschaft auf dem Weg zum Welterbe

Offener Brief an den Bürgermeister der Stadt Greiz

Sehr geehrter Herr Bürgermeister, sehr geehrte Damen und Herren Stadträt/innen,

am 6. Juli fand im Weißen Saal ein Vortrag über die Bewerbung unseres Freistaates statt, den UNESCO – Welterbestatus für die Residenzenlandschaft Thüringens zu beantragen. Ein Thema, dass besonders Greizer/innen interessieren sollte. Denn in dem Antrag für die deutsche Tentativliste, der im vergangenen Oktober bei der Kultusministerkonferenz der Länder abgegeben wurde, ist Greiz mit seinen beiden Schlössern, dem Park und dem Sommerpalais eine der acht Residenzen, die namentlich erwähnt sind. Bedauerlicher Weise war jedoch das öffentliche Interesse an dieser Veranstaltung eher bescheiden, da offenbar kaum Werbung für diese Veranstaltung gemacht wurde.

Auf die interessanten Ausführungen von Frau Claudia Schönfeld zum Thema „Die Thüringische Residenzenlandschaft auf dem Weg zum Welterbe“ möchte ich an dieser Stelle nicht eingehen. Mir und sicher auch manchen von Ihnen sind das Anliegen, die Hintergründe und auch der Ablauf der Bewerbung aus verschiedenen überregionalen Publikationen bereits seit längerem bekannt. Neu für mich war allerdings, dass eine wesentliche Voraussetzung für den Eintrag als UNESCO-Welterbe die Akzeptanz der Einwohner/innen zu dieser Bewerbung ist. In Anbetracht der Bedeutung für unsere Stadt und die Auswirkung auf deren weitere Entwicklung sollte also möglichst jede/r Greizer/in Kenntnis über die Bewerbung unseres Freistaates haben.

In welchem Umfang Sie als Abgeordnete bereits unterrichtet wurden und ob Ihnen detaillierte Informationen zu dem Antrag des Freistaates zur Verfügung stehen, ist mir nicht bekannt. Da außer Frau Machalett kein/e Vertreter/in Ihres Gremiums dieser Veranstaltung beiwohnte, erlaube ich mir, Sie als Stadträt/innen nochmals auf die Medienkonferenz vom 7.10.21 aufmerksam zu machen. Hier wird ausführlich der Weg beschrieben, der die Thüringische Residenzenlandschaft (und damit auch Greiz) auf die Welterbeliste der UNESCO bringen soll. Folgender Link: https://www.youtube.com/watch?v=FkbKYssxCGshttps://www.youtube.com/watch?v=FkbKYssxCGs führt direkt zur Aufzeichnung dieser Konferenz, die trotz aller Sachlichkeit die Kraft, Entschlossenheit und Zuversicht derer ausstrahlt, die an der Erarbeitung des Antrages beteiligt waren. Und man fühlt ihren Stolz und die Freude darüber, wie gut es gelungen ist, die Fakten und Argumente zu einem so stimmigen Ergebnis zusammenzufügen.

Wie eingangs erwähnt, ist Greiz mit dem Oberen und Unteren Schloss und dem Park mit dem Sommerpalais eine der acht ausgewählten Residenzanlagen, die namentlich für die Welterbekandidatur benannt wurden. Aber auch andere bei uns noch erhaltene Zeugnisse dieser Zeit, die sich durch ein hohes Maß an Echtheit, Glaubwürdigkeit, Vollständigkeit und Unverletztheit auszeichnen, werden evtl. in die Bewertung einfließen. Die Alte Wache, der Gasparinentempel, der Pulverturm und das Mausoleum in Waldhaus und sicher auch der fürstliche Marstall sind nur einige Beispiele. Herr Dr. Christian Espig hat im diesjährigen Greizer Heimatkalender ausführlich darüber berichtet. Ich meine, wir Greizer sollten uns mehr als bisher über die Bestrebungen unseres Freistaates informieren, die Aufnahme der Thüringer Residenzlandschaft auf die Welterbeliste der UNESCO zu erreichen und deren Entwicklung aufmerksam verfolgen.

Wir stehen erst am Beginn dieses Weges. Aber wir können mit bedeutenden Argumenten aufwarten und haben es dadurch bereits mit in die erste Reihe der Thüringer Residenzen geschafft! Damit schon jetzt nach außen zu werben ist zumindest erfolgsorientiert. Leider ist dieses Werben in Greiz bisher eher ein kaum hörbares, zaghaftes Flüstern. Keine Spur von Kraft und Entschlossenheit. Zuversicht? Eine Fehlansage. Wer redet in Greiz über den Welterbeantrag? Dabei ist das Pferd bereits gesattelt und scharrt in Erfurt schon mit den Hufen. Auf dieses Pferd sollten wir aufspringen. Es ist m. E. dringend erforderlich, der Greizer Bevölkerung die Bestrebungen des Freistaates öffentlichkeitswirksam nahe zu bringen. Selbstredend muss dazu ein für alle verständlicher Text erstellt werden, der sich besonders auf die Greizer Sicht und Rolle bezieht.

Um mein Schreiben nicht zu sehr ausufern zu lassen möchte ich abschließend noch auf ein Plädoyer für einen Residenzkultur-basierten Tourismus in Thüringen von Judith Rüber und Dr. Jan Kobel hinweisen. Unter der Überschrift „Das Ziel heißt Zuzug! Der Weg heißt Tourismus.“ bezieht sich Herr Dr. Kobel auf die Defizite Thüringens im Bereich Tourismus, wobei ein Abschnitt seiner Ausführungen die Frage direkt stellt: „Was braucht die Stadt Greiz, um zu einem Ort der Sehnsucht zu werden,…“Hier der Link zu diesem Beitrag: https://stadtrandnotiz.de/2021/03/10/das-ziel-heisst-zuzug/?fbclid=IwAR0Xqf8LGih4bBPHKCYQU6nzelkwGuUIkOQZk3qDOvskvpDnfJIREbakq_k

Vielen Dank für Ihr Interesse!

Mit freundlichen Grüßen

Rudolf Kuhl Greiz, am 20.07.22,

Zur Weiterleitung an alle Mitglieder des Greizer Stadtrates, gesendet per E-Mail am 21.07.2022

Übergabe der Unterschriftenlisten an den Bürgermeister der Stadt Greiz

Offener Brief

Sehr geehrte UnterstützerInnen unseres Aufrufes,

sehr geehrter Herr Bürgermeister, sehr geehrte Damen und Herren Stadträte,

Ende Mai hat unsere Initiative die Unterschriften-Aktion zum Aufruf „Stoppt das Marstall-Center Greiz“ abgebrochen und die Listen eingesammelt, um sie zu der oft erwähnten Bürgerversammlung dem Greizer Stadtoberhaupt feierlich zu überreichen. Doch bis heute ist uns nicht bekannt, wann bzw. ob überhaupt noch mit dieser Veranstaltung zu rechnen ist. Seit der Aufstellungsbeschluss des Bebauungsplanes „Marstallquartier“ gefasst wurde ist fast ein Jahr vergangen. Darum werden wir diese ca. viertausend Unterschriften am 7. September 2021 um 16.00 Uhr vor dem Marstall- Gebäude öffentlich an den Bürgermeister übergeben. Eine zahlreiche Anwesenheit der Mitglieder des Stadtrates würden wir ausdrücklich begrüßen, denn besonders an sie ist unser Aufruf gerichtet.

Diese Aktion bedeutet nicht, dass wir aufgeben. Wir sind entschlossen, das Marstall-Center zu stoppen und beabsichtigen, mit einem Bürgerbegehren gesetzliche Möglichkeiten zu nutzen, um gegen diese Bebauung vorzugehen.

Darum noch einige persönliche Worte zur Erinnerung:

Seit Beginn unserer Aktivitäten hat sich unsere Initiative bemüht, mit dem Stadtrat an einem Tisch Fakten und Argumente auszutauschen, aber auch Hoffnungen und Befürchtungen zu hinterfragen. Wir haben Stellungnahmen und Einwände von Architekten, Stadtplanern und anderen Fachleuten auf unserer Homepage veröffentlicht. Ebenso Meinungen von Bürgern, die in Gera, Plauen und anderen Städten bereits Erfahrungen gemacht haben, wie sich ein solches Center auf das Einkaufsverhalten in seinem Umfeld auswirkt. Von den Entscheidern in Greiz kam keine Resonanz! Offene Briefe an den Stadtrat, den Bürgermeister und die Stadtverwaltung sowie Leserzuschriften in der Lokalpresse verhallten in tauben Ohren. Auf Fragen gab es keine Antwort, auf Kritik keine Erwiderung.

Um deutlich zu machen, dass es nicht nur „einige Personen“ sind, die voller Unverständnis auf das Treiben im Greizer Rathaus blicken, verfassten wir einen Aufruf und baten die Bevölkerung um Unterstützung, um unserem Protest Nachdruck zu verleihen. Dieser Aufruf ist an Sie gerichtet, sehr geehrte Damen und Herren Abgeordnete und an Sie, Herr Bürgermeister. Ein Aufruf, getragen von viertausend Stimmen! Wir haben Ihnen mitgeteilt, dass wir es ernst meinen. Wir haben um Teilhabe an Informationen gebeten und darum, dass Sie nicht weiterhin Zeit und Geld verschwenden, um einen 30 Jahre alten Beschluss, aufgebläht zu einem Monster, zu realisieren.

Die Mehrheitsverhältnisse im Stadtrat sind uns bekannt. Wir haben verstanden, dass an dieser Mehrheit unser Protest abprallt, wie vielstimmig er auch ist. Unser Versuch, die Abgeordneten mit Argumenten und Gesprächsangeboten von dem Marstall-Center Wahn abzubringen, ist gescheitert. Wie Verdurstende in der Wüste jagen sie einem Trugbild nach und reden von einem Frequenzbringer im Altstadtzentrum. Modern sei dieser riesige Betonklotz, behaupten sie, obwohl dessen erster Entwurf nach Greiz passt wie ein riesiges Containerschiff bei der Einfahrt in Venedig. Auch die Kreuzfahrtschiff – Variante im zweiten Versuch passt nicht besser. Marstall-Center Greiz nennen sie dieses Monster, dessen Dimension die Greizer Altstadt zu verschandeln droht und für Jahrzehnte das Stadtbild prägen wird. Bis heute ist es für uns völlig unbegreiflich, dass kaum einer unserer lokalen Volksvertreter dieser im Entwurf vorgestellten Nutzung und Gestaltung des Marstall-Areals widersprochen hat.

Mit freundlichen Grüßen

Rudolf Kuhl

Aktueller Stand (4. Mai 2021) 4005 Unterstützer und allgemeine Hinweise

Sehr geehrte Damen und Herren, liebe MitstreiterInnen beim Aufruf „Stoppt das Marstall-Center Greiz“,
zuerst möchten wir uns herzlich für die Resonanz und Unterstützung unserer Aktivitäten bedanken! Bei uns sind bis jetzt bereits 1.381 Unterschriften per Internet gelistet. Eine beachtliche Zahl, angesichts der Kontaktsperre. Trotz der wenigen Läden, die geöffnet sein dürfen, rechnen wir mit einer erheblichen Anzahl von Unterschriften auf den dort ausliegenden Listen. Bisher (4. Mai 2021) haben wir 115 dieser Listen mit 2.624 Unterschriften eingesammelt.

Wir haben festgestellt, dass durch technische oder andere Probleme manche der Unterschriften nicht bei uns angekommen sind. Wir möchten ausdrücklich auf Folgendes hinweisen: Nachdem Sie auf „Unterzeichnen“ geklickt haben, wird durch das System eine E-Mail gesendet, die den Absender auffordert, seine Unterzeichnung zu bestätigen. Tun Sie das nicht, gilt die Unterzeichnung nicht als autorisiert und wird nicht gelistet. Das ist eine datenschutzrechtliche Sicherheitsmaßnahme, die E-Mail Missbrauch verhindern soll. Falls Sie mit dem Smartphone unterschreiben, beachten Sie bitte, dass die Bestätigungsmail auch auf Ihrem Computer landen kann, evtl. im Unbekannt- oder Spam-Ordner! Wer sich unsicher ist, ob seine Unterschrift zählt, kann sich an rubijazz@web.de wenden.