Offener Brief
Sehr geehrte UnterstützerInnen unseres Aufrufes,
sehr geehrter Herr Bürgermeister, sehr geehrte Damen und Herren Stadträte,
Ende Mai hat unsere Initiative die Unterschriften-Aktion zum Aufruf „Stoppt das Marstall-Center Greiz“ abgebrochen und die Listen eingesammelt, um sie zu der oft erwähnten Bürgerversammlung dem Greizer Stadtoberhaupt feierlich zu überreichen. Doch bis heute ist uns nicht bekannt, wann bzw. ob überhaupt noch mit dieser Veranstaltung zu rechnen ist. Seit der Aufstellungsbeschluss des Bebauungsplanes „Marstallquartier“ gefasst wurde ist fast ein Jahr vergangen. Darum werden wir diese ca. viertausend Unterschriften am 7. September 2021 um 16.00 Uhr vor dem Marstall- Gebäude öffentlich an den Bürgermeister übergeben. Eine zahlreiche Anwesenheit der Mitglieder des Stadtrates würden wir ausdrücklich begrüßen, denn besonders an sie ist unser Aufruf gerichtet.
Diese Aktion bedeutet nicht, dass wir aufgeben. Wir sind entschlossen, das Marstall-Center zu stoppen und beabsichtigen, mit einem Bürgerbegehren gesetzliche Möglichkeiten zu nutzen, um gegen diese Bebauung vorzugehen.
Darum noch einige persönliche Worte zur Erinnerung:
Seit Beginn unserer Aktivitäten hat sich unsere Initiative bemüht, mit dem Stadtrat an einem Tisch Fakten und Argumente auszutauschen, aber auch Hoffnungen und Befürchtungen zu hinterfragen. Wir haben Stellungnahmen und Einwände von Architekten, Stadtplanern und anderen Fachleuten auf unserer Homepage veröffentlicht. Ebenso Meinungen von Bürgern, die in Gera, Plauen und anderen Städten bereits Erfahrungen gemacht haben, wie sich ein solches Center auf das Einkaufsverhalten in seinem Umfeld auswirkt. Von den Entscheidern in Greiz kam keine Resonanz! Offene Briefe an den Stadtrat, den Bürgermeister und die Stadtverwaltung sowie Leserzuschriften in der Lokalpresse verhallten in tauben Ohren. Auf Fragen gab es keine Antwort, auf Kritik keine Erwiderung.
Um deutlich zu machen, dass es nicht nur „einige Personen“ sind, die voller Unverständnis auf das Treiben im Greizer Rathaus blicken, verfassten wir einen Aufruf und baten die Bevölkerung um Unterstützung, um unserem Protest Nachdruck zu verleihen. Dieser Aufruf ist an Sie gerichtet, sehr geehrte Damen und Herren Abgeordnete und an Sie, Herr Bürgermeister. Ein Aufruf, getragen von viertausend Stimmen! Wir haben Ihnen mitgeteilt, dass wir es ernst meinen. Wir haben um Teilhabe an Informationen gebeten und darum, dass Sie nicht weiterhin Zeit und Geld verschwenden, um einen 30 Jahre alten Beschluss, aufgebläht zu einem Monster, zu realisieren.
Die Mehrheitsverhältnisse im Stadtrat sind uns bekannt. Wir haben verstanden, dass an dieser Mehrheit unser Protest abprallt, wie vielstimmig er auch ist. Unser Versuch, die Abgeordneten mit Argumenten und Gesprächsangeboten von dem Marstall-Center Wahn abzubringen, ist gescheitert. Wie Verdurstende in der Wüste jagen sie einem Trugbild nach und reden von einem Frequenzbringer im Altstadtzentrum. Modern sei dieser riesige Betonklotz, behaupten sie, obwohl dessen erster Entwurf nach Greiz passt wie ein riesiges Containerschiff bei der Einfahrt in Venedig. Auch die Kreuzfahrtschiff – Variante im zweiten Versuch passt nicht besser. Marstall-Center Greiz nennen sie dieses Monster, dessen Dimension die Greizer Altstadt zu verschandeln droht und für Jahrzehnte das Stadtbild prägen wird. Bis heute ist es für uns völlig unbegreiflich, dass kaum einer unserer lokalen Volksvertreter dieser im Entwurf vorgestellten Nutzung und Gestaltung des Marstall-Areals widersprochen hat.
Mit freundlichen Grüßen
Rudolf Kuhl