Übergabe der 4000 Unterschriften an den Bürgermeister

von links: Heidrun Linke, Michael Krause, Bürgermeister Alexander Schulze und Rudolf Kuhl

Am 07.09.2021 wurden durch die Initiative „Stoppt das Marstall-Center Greiz“ vor dem historischen Marstallgebäude die Unterschriften zum Marstall-Protest an Bürgermeister Alexander Schulze übergeben.

Unter den ca. 30 interessierten Gästen befanden sich auch 4 Stadtratsmitglieder, die der Einladung gefolgt waren – für die SPD Dr. Andreas Hemmann, für die Linke Holger Steiniger und für die IWA Andrea Jarling und Detlef Zietan. Nach ein paar kurzen einführenden Worten zu Entstehung und Ablauf der Unterschriften-Sammlung durch Michael Krause fasste Heidrun Linke die Marstall-Problematik in einer Rede zusammen. Sie verwies noch einmal besonders auf die hohe Verantwortung des Stadtrates bei derart großen Projekten und mahnte eindringlich, die Greizer Bürgerinnen und Bürger in einen offenen Dialog einzubinden. Auch Bürgermeister A. Schulze meldete sich zu Wort. Er betonte, das die große Zahl der Unterschriften ernst genommen werde, erwähnte die Hürden der Planung, verwies aber gleichzeitig auf den Investor, der nun „liefern“ müsse. Bevor nicht eine neue, angepasste Version der Marstall-Bebauung vorliege, sei nicht mit einer Bürgerversammlung zu rechnen.

Nach erfolgter Übergabe der Unterschriften-Mappe bildeten sich kleine Gesprächsgruppen, die das Thema weiter diskutierten. Bürgermeister A. Schulze machte einzelnen Mitgliedern der Initiative ein spontanes Gesprächs-Angebot, zu dem es an diesem Nachmittag aber nicht mehr kam. Wir würden uns über eine Erneuerung dieses Angebotes freuen.

Die Initiative verbucht die Sammlung und Übergabe der Unterschriften als einen Zwischenerfolg, wird aber weiter am Ball bleiben. Sollten sich nicht gravierende Änderungen am Marstall-Projekt ergeben, werden wir zu gegebener Zeit das bereits angekündigte Bürgerbegehren beantragen. Dabei hoffen wir auf ebenso zahlreiche Unterstützung, wie zur nun abgeschlossenen Unterschriften-Sammlung.

Lesen Sie hier den Text von H. Linke zur Übergabe der Unterschriften-Mappe:

Sehr geehrter Herr Bürgermeister Schulze, sehr geehrter Herr Stadtratsvorsitzender Dr. Hemmann, sehr geehrte Damen und Herren Stadträtinnen und Stadträte

wir übergeben hier heute ca. 4.000 Unterschriften von Greizer Bürgerinnen und Bürgern sowie von Menschen, denen die Stadt Greiz am Herzen liegt.

Ihnen dürfte bekannt sein, dass Ihre Pläne auch weit über Greiz hinaus auf Kopfschütteln und Unverständnis stoßen, vor allem auch in fachlichen Kreisen!

Unsere Unterschriftensammlung ist eine symbolische Aktion gegen den Bau des Marstallcenters und fürdie Erhaltung des einzigartigen architektonischen, geschichtlich und kulturell geprägten Charakters unserer Stadt Greiz.

Am 16. September 2020, also vor einem Jahr, wurde der Aufstellungsbeschluss im Stadtrat der Stadt Greiz mehrheitlich gefasst, am Tor zur Greizer Altstadt auf dem historischen Marstallgelände ein Einkaufscenter mit unpassender und überdimensionierter Gestalt zu bauen. Die Stadt hat Verbindlichkeiten geschaffen ohne die notwendige Einbeziehung der Bevölkerung.

Die Veröffentlichung der geplanten Bebauung hat in der Greizer Bevölkerung, bei ehemaligen Greizerinnen und Greizern und an Greiz Interessierten große Irritation und Empörung hervorgerufen!

Eine Bürgerinitiative wurde gegründet, mit dem Ziel, die Sicht der Bürgerinnen und Bürger in die Debatte einzubringen. Die zur Information der Einwohnerinnen und Einwohner seitens der Stadt Greiz angekündigte Bürgerversammlung konnte zunächst coronabedingt nicht stattfinden. Bis heute ist unklar, ob diese nachgeholt wird.

Die Bemühungen unserer Initiative zielen auf einen Dialog auf Augenhöhe mit den Verantwortlichen der Stadt Greiz ab! Dabei soll es nicht um Rechthaben gehen, sondern ausschließlich um das zukünftige Bild der wunderbaren Stadt Greiz mit ihrem einzigartigen kulturellen, architektonischen und geschichtlichen Erbe! Wir haben Schätze in unserer Stadt, um die uns Menschen aus anderen Regionen beneiden – dazu gehören gut erhaltene Gebäude aus Gründerzeit und Jugendstil, ein Landschaftspark der seinesgleichen sucht, drei Schlösser mit interessanten Sammlungen und Vieles mehr.

Die Bedenken aus Sicht des Denkmalschutzes sollten unbedingt Beachtung finden, ebenso die städtebauliche und architektonische Unangepasstheit.

Es ist bekannt, dass ein Bewerbungsverfahren des Landes Thüringen im Gange ist, die Thüringer Residenzen als Weltkulturerbe anzuerkennen.Der geplante Bau des Marstallcenters würde die Hoffnung auf diese Anerkennung zerstören!

Außerdem müssen die Auswirkungen des geplanten Baus auf den innerstädtischen Verkehr kritischer als bisher betrachtet werden!

Mit Sicherheit wird dieses Projekt keine tourismusfördernde und attraktivitätssteigernde Wirkung für die Stadt haben!

Wir forderneine sorgfältige Abwägung der Befürchtungen der Kritikerinnen und Kritiker!

Wir appellieren aus tiefstem Herzen und mit klarem Verstand an Sie, sehr geehrter Herr Bürgermeister und werte Stadträtinnen und Stadträte – denken Sie neu und weitblickend über eine alternative Gestaltung und Nutzung des Marstallquartiers nach, die dem Niveau der Greizer Altstadt entspricht! Tun sie das auch und vor allem mit Blick auf zukünftige Generationen. Sie tragen mit Ihrem Namen als gewählte Vertreterinnen und Vertreter dieser Stadt die Verantwortung für das Bild und die Attraktivität der Stadt Greiz in der Zukunft! Wir können nicht glauben, dass Sie als Stadtrat und als Bürgermeister in die Geschichte der Stadt eingehen wollen, in deren Amtszeit besiegelt wurde, dass das Gesicht der Altstadt von Greiz, der Perle des Vogtlandes, unwiederbringlich zerstört worden ist?!

Hiermit übergeben wir Ihnen die Unterschriftensammlung als Zeichen des Protestes und versichern Ihnen, dass unsere Bürgerinitiative bereit ist, weitere Schritte zu unternehmen!

Wir weisen darauf hin, dass der Schutz der persönlichen Daten dieser Listen mit der Übergabe in die Verantwortung der Stadt Greiz übergeht.

Heidrun Linke für Initiative

„Stoppt das Marstallcenter Greiz“

Übergabe der Unterschriftenlisten an den Bürgermeister der Stadt Greiz

Offener Brief

Sehr geehrte UnterstützerInnen unseres Aufrufes,

sehr geehrter Herr Bürgermeister, sehr geehrte Damen und Herren Stadträte,

Ende Mai hat unsere Initiative die Unterschriften-Aktion zum Aufruf „Stoppt das Marstall-Center Greiz“ abgebrochen und die Listen eingesammelt, um sie zu der oft erwähnten Bürgerversammlung dem Greizer Stadtoberhaupt feierlich zu überreichen. Doch bis heute ist uns nicht bekannt, wann bzw. ob überhaupt noch mit dieser Veranstaltung zu rechnen ist. Seit der Aufstellungsbeschluss des Bebauungsplanes „Marstallquartier“ gefasst wurde ist fast ein Jahr vergangen. Darum werden wir diese ca. viertausend Unterschriften am 7. September 2021 um 16.00 Uhr vor dem Marstall- Gebäude öffentlich an den Bürgermeister übergeben. Eine zahlreiche Anwesenheit der Mitglieder des Stadtrates würden wir ausdrücklich begrüßen, denn besonders an sie ist unser Aufruf gerichtet.

Diese Aktion bedeutet nicht, dass wir aufgeben. Wir sind entschlossen, das Marstall-Center zu stoppen und beabsichtigen, mit einem Bürgerbegehren gesetzliche Möglichkeiten zu nutzen, um gegen diese Bebauung vorzugehen.

Darum noch einige persönliche Worte zur Erinnerung:

Seit Beginn unserer Aktivitäten hat sich unsere Initiative bemüht, mit dem Stadtrat an einem Tisch Fakten und Argumente auszutauschen, aber auch Hoffnungen und Befürchtungen zu hinterfragen. Wir haben Stellungnahmen und Einwände von Architekten, Stadtplanern und anderen Fachleuten auf unserer Homepage veröffentlicht. Ebenso Meinungen von Bürgern, die in Gera, Plauen und anderen Städten bereits Erfahrungen gemacht haben, wie sich ein solches Center auf das Einkaufsverhalten in seinem Umfeld auswirkt. Von den Entscheidern in Greiz kam keine Resonanz! Offene Briefe an den Stadtrat, den Bürgermeister und die Stadtverwaltung sowie Leserzuschriften in der Lokalpresse verhallten in tauben Ohren. Auf Fragen gab es keine Antwort, auf Kritik keine Erwiderung.

Um deutlich zu machen, dass es nicht nur „einige Personen“ sind, die voller Unverständnis auf das Treiben im Greizer Rathaus blicken, verfassten wir einen Aufruf und baten die Bevölkerung um Unterstützung, um unserem Protest Nachdruck zu verleihen. Dieser Aufruf ist an Sie gerichtet, sehr geehrte Damen und Herren Abgeordnete und an Sie, Herr Bürgermeister. Ein Aufruf, getragen von viertausend Stimmen! Wir haben Ihnen mitgeteilt, dass wir es ernst meinen. Wir haben um Teilhabe an Informationen gebeten und darum, dass Sie nicht weiterhin Zeit und Geld verschwenden, um einen 30 Jahre alten Beschluss, aufgebläht zu einem Monster, zu realisieren.

Die Mehrheitsverhältnisse im Stadtrat sind uns bekannt. Wir haben verstanden, dass an dieser Mehrheit unser Protest abprallt, wie vielstimmig er auch ist. Unser Versuch, die Abgeordneten mit Argumenten und Gesprächsangeboten von dem Marstall-Center Wahn abzubringen, ist gescheitert. Wie Verdurstende in der Wüste jagen sie einem Trugbild nach und reden von einem Frequenzbringer im Altstadtzentrum. Modern sei dieser riesige Betonklotz, behaupten sie, obwohl dessen erster Entwurf nach Greiz passt wie ein riesiges Containerschiff bei der Einfahrt in Venedig. Auch die Kreuzfahrtschiff – Variante im zweiten Versuch passt nicht besser. Marstall-Center Greiz nennen sie dieses Monster, dessen Dimension die Greizer Altstadt zu verschandeln droht und für Jahrzehnte das Stadtbild prägen wird. Bis heute ist es für uns völlig unbegreiflich, dass kaum einer unserer lokalen Volksvertreter dieser im Entwurf vorgestellten Nutzung und Gestaltung des Marstall-Areals widersprochen hat.

Mit freundlichen Grüßen

Rudolf Kuhl