Nachbetrachtung zur Bürgerversammlung – Wiederbebauung des Marstallquartiers

Es wurden schwere Geschütze aufgefahren am 18.11.2024 zur Bürgerversammlung „Marstallquartier“ in der Vogtlandhalle Greiz. Ein Simpel, wer eine harmlose Informationsveranstaltung erwartet hatte – gesehen haben wir die Inszenierung des unbedingten Willens, etwas Großes zu schaffen. Das Podium war prominent besetzt mit Bürgermeister, Planern, Gutachtern, Konzeptschreibern… und in der ersten Reihe saßen die Expansionsleiter der Handelsketten nebst einem Berater des Investors – ein guter Onkel aus dem Westen, der den dummen Ossis mal wieder die Marktwirtschaft erklärte. Erstmals nach vielen Jahren wurde die Öffentlichkeit auch Herrn Wagners ansichtig – ja Investoren sind scheue Rehe. Diesmal musste er aber ins Licht.

Was gibt es zu berichten von dieser Demonstration des Willens und der Macht?

Zuerst viel historisches Vorgeplänkel, in welchem Herr Obenauf zeigte, wie seit 1988 jeder Entwurf zur Marstall-Bebauung immer besser und schöner als sein Vorgänger wurde, um 2024 endlich beim „Besten aller Entwürfe“ anzukommen. Danach stellte Herr Wagner seine neuste „Meister-Propper-Variante“ des Marstall-Centers vor. Ein Bild sagt mehr als tausend Worte. Auf diese Macht der Bilder setzte die Präsentation. Allerdings wurde auch viel geredet. Genaues war jedoch nicht herauszubekommen, da es ja noch keinerlei neue Festsetzungen gibt und noch verschiedene Gutachten fehlen, z.B. eine Verträglichkeitsanalyse des Marstall-Centers mit dem zentralen Versorgungsbereich Altstadt. Aber Gutachten, das sagt ja schon das Wort, gehen meist gut aus, besonders wenn sie das Ziel haben, ein Projekt zu untermauern. Was wäre denn ein Gutachten, dass zu gegenteiligen Ergebnissen kommt – das wäre ja ein Schlechtachten und rein gar nichts wert. Also gehen wir ruhig davon aus, dass die fehlenden Gutachten und Analysen auch alle gut ausgehen. Das beruhigt dann den Teil der Bevölkerung, der an die Wissenschaftlichkeit von Gutachten glaubt. Ein anderer Teil des Volkes wird mit eben jener neuen, persilweißen und ein wenig grüngewaschenen Architektur beeindruckt, welche – nach Meinung eines Greizer Architekten – endlich ‚die Moderne‘ in die Stadt bringt. Leider konnten wir bei den bunten Bildern keinerlei Umgebungsbebauung sehen und die Straßen kamen uns sämtlich sehr breit vor. Auch auf Ampelanlagen will man wohl zukünftig ganz verzichten – oder störte das alles den schönen Schein? Was haben wir denn nun gesehen und gehört? – Summa summarum, eine neue Architekturvariante zu einem alten B-Plan-Entwurf. Neuer Wein in alten Schläuchen.

Zur Diskussion:

Man kommt mit „gesundem Menschenverstand“ nicht weit, wenn einem die geballte Wucht des Sachverstandes gegenübersitzt – das musste so mancher Fragesteller während der Bürgerversammlung erfahren. Die Dinge sind eben kompliziert und da nützt es leider nichts, diesen oder jenen Aspekt der Planung zu hinterfragen. Das ist alles fachlich geprüft und wird funktionieren. Das müssen wir dann schon glauben.

Im weiteren Verlauf wird es darum gehen, etwaige Einwände von Fachbehörden zu entkräften. Die Stadträte, welche immer noch zweifeln, besänftigt man mit der vollständigen Kostenübernahme durch den Investor. Und die Bürgerinnen und Bürger werden mit Konsum und hübscher Architektur ruhig gestellt – Brot und Spiele. Nur so manche Einzelhändlerinnen und -händler haben ihren Ohren nicht getraut, als sie die fachliche fundierte Auskunft bekamen, dass es sie bald nicht mehr geben wird – mit oder ohne Marstall-Center. Die Innenstädte sterben, da können wir nichts machen, so die lapidare und zynische Auskunft.

Also wird gebaut. Es könnte ja am Ende irgend ein positiver Effekt herauskommen. Welcher, dass weiß man noch nicht so richtig – aber Bürgermeister Schulze und die Experten samt Stadträten sind sich einig, dass man ihn noch finden wird, diesen Effekt. Ich glaube, er heißt „Frequenzbringer“ – das ist das Zauber- und Lieblingswort des Bürgermeisters in Verbindung mit dem Marstall-Center. Was müssen wir uns darunter vorstellen? Geht es vielleicht um mehr Menschen in der Stadt? Aber nein, wir werden doch immer weniger. Also Menschen von außerhalb? Aber die haben in ihren Städten ebenfalls Lebensmittel-Märkte. Die kommen vielleicht mal zum schnuppern, um das „Greizer Neuschwanstein“ zu bestaunen. Aber dann merken sie, dass die ganzen Produkte auch in ihren Läden stehen und die Greizer sind wieder unter sich. Dann geht es wohl um Auto-Frequenz? Möglichst viele Fahrzeuge in möglichst kurzer Zeit, das könnte der Schlüssel sein – das gibt ordentlich Druck auf das Straßennetz, fröhlichen Frustabbau beim Ein-und Ausfahren, Rückstau in alle Richtungen und eine schöne Geräuschkulisse. Allerdings werden solche negativen Gedanken durch das Verkehrsgutachten widerlegt! Kein Wort fiel darüber (weder in der Präsentation noch in der Diskussion), dass dies ja ein Lebensmittelhandel für die Innenstadt sein soll und daher auch die Fußläufigkeit bzw. die Erreichbarkeit mit öffentlichen Verkehrsmitteln eine Rolle spielen müsste – sogar die Hauptrolle. Also ich hätte doch gern einmal den Begriff „Frequenzbringer“ von fachlicher Seite erläutert bekommen.

Und zu guter Letzt das Wohnen im Marstall-Center. Das ist schon eine verlockende Vorstellung, morgens 5 Uhr pünktlich mit der Supermarkt-Belieferung aufzustehen, dann in Hauspantoffeln zum Bäcker zu schlurfen und beim Morgenkaffee dem Berufsverkehr am Rathenauplatz zuzuwinken. Auch abends oder nachts wird es nicht langweilig, denn es gibt ja noch das Parkhaus, quietschende Reifen und gellende Hupen. Da kann man sich den Fernseher und die GEZ-Gebühren wirklich sparen. Zum Glück wird sich die Mieten kaum jemand leisten können, jedenfalls nicht die alleinstehende Omi, die vom Dorf in die Stadt ziehen will.

Wenn das alles nicht so betrüblich wäre, könnte man eine Menge Satire dazu erfinden. Ich schlage vor, die nächste Karikaturen-Triennale unter das Motto „Marstall-Center-Greiz“ zu stellen.

Aber ein ernster Nachsatz sei noch gestattet: Alle Projektbeteiligten haben in dieser Veranstaltung mit gebündelter Macht demonstriert, wie bitterernst es ihnen mit dem Marstall-Center ist. Es wurde die fatalistische Ansicht propagiert, dieses Center sei die letzte Chance für Greiz, sonst gehen wir unter. Ich glaube, nicht wenige Zuhörer sind mit dieser Vorstellung nach Hause gegangen. Die Damen und Herren vom Podium und aus der ersten Reihe (übrigens männerdominiert, die zwei anwesenden Frauen blieben stumm) wurden auch nicht müde, ihre Verbundenheit mit Greiz zu betonen. Dabei ist für die Gutachtenschreiber, Analysten und besonders für die Filialisten Greiz doch nur eine austauschbare Nummer. Im Zusammenhang mit rein profitablen Überlegungen von „Herzensangelegenheit“ zu sprechen, muss ihnen doch selbst unglaubwürdig erscheinen.

Dennoch ist die Planung alternativlos, weil sie die beste und schönste und notwendigste ist, die wir je hatten.

Dabei wird leider übersehen, dass sie einen wichtigen, wenn nicht den wichtigsten Grundsatz der eigenen Vorgaben missachtet. Im Einzelhandels- und Zentrenkonzept steht; der Standort Marstall soll eine Magnet- und Ergänzungsfunktion zum Handel der Innenstadt/Altstadt ausüben. Wie bitteschön vollbringt er das, wenn er eine Insel bildet, eine Stadt in der Stadt, versehen mit allem, was die Bewohner auf dem Gebäude brauchen, um es nie wieder zu verlassen. Und wie bitteschön erfüllt er seine Aufgabe für diejenigen, die mit dem PKW das Center ansteuern und dann wieder mit vollem Kofferraum davon fahren. Etwa 2/3 der anliegenden Straßen um das Marstallquartier werden zum sogen. hochbelasteten Hauptnetz gehören, was auch so gewollt ist, wie Herr Obenauf erläuterte. Wie ergibt sich da der leichte Zugang und die Öffnung zur Innenstadt? Wie wird das Marstall-Center seiner Ergänzungsfunktion für die Altstadt gerecht? Auch das hätte ich sehr gern noch einmal erläutert bekommen. Und auf die Verträglichkeitsanalyse bin ich besonders gespannt. Sie muss wohl so etwas wie die Quadratur des Kreises werden. Aber wenn dieses Gutachten nicht gut wird, dann ist das ganze Marstall-Center nonsens.

Es wird schon gut, denke ich, denn schließlich sind die Planung und der Bau ja alternativlos. (Aus meiner ganz unmaßgeblichen Sicht wird das Marstall-Center allerdings eine Sterbebegleitung für Greiz. Seniorenheim über Konsumtempel oder – ein Raumschiff für die letzten Greizer – „Beam me up, Scotty!“)

P.S.: Um das nicht als letzten Satz stehenzulassen; es gibt natürlich Alternativen z.B. im Tourismus. Wen das interessiert, der sollte unbedingt das Tourismuskonzept von Rüber/Kobel lesen, die am Beispiel von Greiz und Arnstadt eine tragfähige Idee zur Umorientierung Thüringer Kleinstädte vorlegen. So lässt sich vielleicht nachhaltig „Frequenz“ in eine scheinbar abgehängte Stadt bringen. Hier der Link dazu: https://stadtrandnotiz.de/2021/03/10/das-ziel-heisst-zuzug/?fbclid=IwAR0Xqf8LGih4bBPHKCYQU6nzelkwGuUIkOQZk3qDOvskvpDnfJIREbakq_k

So geht es weiter mit dem Marstallcenter in Greiz

OTZ 26.02.2024, Lokales Greiz,

Greiz. Jetzt haben sich das Thüringer Landesamt für Denkmalpflege und der Bürgermeister von Greiz zum Marstallcenter positioniert.

Das Thüringische Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie bleibt beim Nein für das vom Stadtrat seinerzeit mehrheitlich befürwortete Marstallcenter Greiz, wie Bürgermeister Alexander Schulze informiert. In einem Schreiben an ihn vom Februar 2024 habe Landeskonservator Holger Reinhardt erläutert, dass aus Sicht der Denkmalpflege auch die geänderte Entwurfsplanung des Investors für das Marstallcenter nicht genehmigungsfähig sei.

In der Zusammenfassung heißt es: „Die von Investorenseite gestellten Nutzungsanforderungen führen zu einem Maß an Überbauung und Baumassen, die aus denkmalfachlicher Sicht eine am Standort unverträgliche Übernutzung darstellt und ortsspezifische städtebauliche und stadtstrukturelle Maßstäbe bricht. Die Wahrung eines ortstypischen Erscheinungsbildes, sowohl für betroffene Kulturdenkmale (Marstall), als auch für benachbarte Kulturdenkmale (Denkmalensembles, Einzelobjekte) ist anhand dieses Entwurfs nicht möglich. Damit liegen auch weiterhin keine Voraussetzungen für eine positive denkmalfachliche Stellungnahme vor.“

Die aktuelle Entscheidung der Landesdenkmalpflege sei zu akzeptieren, wie Bürgermeister Alexander Schulze dazu betont. Der Ball liege jetzt beim Investor des Vorhabens. In enger Zusammenarbeit mit dem Stadtrat wolle man weitere Möglichkeiten für Handel und Dienstleistungen in der Stadt untersuchen.

OTZ 26.02.2024, Lokales Greiz, https://www.otz.de/

Ist die Bebauung des Marstalls mit diesem Center nun wirklich „vom Tisch“?

Am 26.02.2024 veröffentlichte die OTZ im Greizer Lokalteil einen Bericht unter der Überschrift „So geht es weiter mit dem Marstallcenter in Greiz“. Zu dem „neuen“ Entwurf des geplanten Marstall-Centers wird dort die Denkmalschutzbehörde des Landes (TLDA) zitiert, es „liegen auch weiterhin keine Voraussetzungen für eine positive denkmalfachliche Stellungnahme vor“.
Weiter heißt es in diesem Artikel: „Die aktuelle Entscheidung der Landesdenkmalpflege sei zu akzeptieren, wie Bürgermeister Alexander Schulze dazu betont.“

Mit großer Erleichterung und Glückwünschen für den Erfolg reagierten Mitstreiter und Gleichgesinnte unserer Initiative gegen das Marstall-Center auf die Einwendungen der Denkmalschutzbehörde in dem Artikel. Dennoch wurden wir immer wieder gefragt, was die Aussagen des Bürgermeisters bedeuten.
Ist die Bebauung des Marstalls mit diesem Center nun wirklich „vom Tisch“?

Das wollten wir genau wissen und stellten diese Frage zur Einwohnerversammlung am 28. Februar an den Bürgermeister. Zusätzlich wollten wir wissen, ob außer dem Denkmalschutz auch andere Träger öffentlicher Belange (TÖB) Einwände gegen das Marstall-Center hatten.
Der Bürgermeister wies in seiner Antwort darauf hin, dass sicher auch uns die Preisspirale bekannt sei, die alle Bereiche betrifft. Besonders beim Bau wären die Kosten gewaltig in die Höhe geschnellt. Auch den hohen Aufwand der notwendig sei, da bis zum Sommer eine neue, genehmigungsfähige Planung erstellt werden müsste, vergaß er nicht zu erwähnen. Letzteres wäre neben den zusätzlichen Kosten auch zeitlich kaum realisierbar.
Unsere Frage bezog sich jedoch weder auf Probleme des Investors noch auf die diesbezüglichen Mutmaßungen des Bürgermeisters. Wir erwarteten vom Bürgermeister eine klare Antwort zur Positionierung der Stadt. Deshalb fragten wir erneut nach, ob er oder der Stadtrat das Vorhaben noch einmal überdacht und nun Abstand vom Marstall-Center nehmen würden.
Diesmal verwies Herr Schulze auf Verträge der Stadt mit dem Investor, an welche die Stadt gebunden sei.

Uns ist bekannt, dass der Stadtrat bereits in seiner Dezember-Sitzung 2022 einer ersten Verlängerung besagter Verträge zugestimmt hat.
Zu seiner letzten Sitzung im Dezember 2023 wurde eine zweite Verlängerung eben dieser Verträge zwischen Stadt und Investor beschlossen.
Steht im Sommer also die nächste Verlängerung bevor, weil die Stadt Greiz an diese Verträge gebunden ist?

Man könnte es vermuten, denn bereits in einem Interview zum Marstall-Center mit der OTZ vom 30.09.22 sagte der Bürgermeister: „Der Ball liegt unverändert beim Investor….“
Die Aussage des Bürgermeisters im Artikel vom 26.02.2024: „Der Ball liegt jetzt beim Investor des Vorhabens“ ist also nichts Neues. Nur das „jetzt“ irritiert etwas.

Wir konstatieren: Also, es ist so wie immer! Sowohl Bürgermeister als auch die Mehrzahl der Stadträte halten weiterhin am Projekt „Marstall-Center“ fest, sonst wäre die zweimalige Verlängerung der Verträge zwischen Stadt und Investor nicht mehrheitsfähig gewesen. Hätte tatsächlich ein Umdenken stattgefunden, müsste sich das im Abstimmungsverhalten der Abgeordneten niederschlagen. Aber leider Fehlanzeige. Auch wenn die realen Chancen auf Umsetzung des Projektes schwinden, kann von einer Positionierung des Stadtrates gegen die Planung keine Rede sein. Erfreulich für uns war dennoch, dass zur Einwohnerversammlung bemerkenswert viele im Saal applaudierten, als von der weiter bestehenden Ablehnung der Denkmalschutz-behörde berichtet wurde. Ob das anwesende Stadträte beeindruckt hat?

P.S.: Den zweite Teil unserer Frage, ob es auch von anderen Träger öffentlicher Belange Einwände gegen das Marstall-Center gab, beantwortete Herr Schulze mit „nein“.
Unsere Frage zielte natürlich nicht auf den „neuen“ Entwurf von 2022 ab. Auch dem Bürgermeister ist bekannt, dass dazu bisher noch keine Planungsunterlagen eingereicht wurden. Jedoch auch beim Vorentwurf, also der ersten Variante, wurden immer nur Einwände des Denkmalschutzes erwähnt. Dabei sind wir davon überzeugt, dass das TLDA nicht die einzige Landesbehörde ist, die Einwände gegen diese Bebauung und Nutzung des Marstall-Areals vorgebracht hat. Wir hatten im Februar 2021 bei der Stadt Einsicht in die Stellungnahmen der TÖB beantragt. Warum sonst wurde uns diese vom Bürgermeister verwehrt? Sicher nicht, weil das Landesverwaltungsamt dort seine Begeisterung zum Greizer Marstall-Center kundgetan hat.

Rudolf Kuhl, Michael Krause
Initiative Stoppt das Marstall-Center Greiz

Neuer Anlauf für das Marstall-Center?

Einige Worte zum aktuellen Stand:

Der Investor der Greizer Marstall-Bebauung, Herr Arno Wagner, der auch als Architekt verantwortlich für das Projekt zeichnete, stieß 2020 mit seinem Vorentwurf des „Marstall-Center Greiz“ auf erheblichen Widerstand der Öffentlichkeit. Durch Stellungnahmen von Trägern öffentlicher Belange wurde die Genehmigungsfähigkeit der vorgelegten Planung verwehrt, so dass es eine lange Zeit recht ruhig um dieses Vorhaben wurde. Viele meinten, der Investor hätte bereits aufgegeben. Dieser Meinung waren wir nicht. Dennoch waren wir etwas überrascht, als wir Anfang Oktober 2022 erfuhren, dass Herr Wagner mit einer neuen, angeblich von oder mit dem Architekturbüro Stadermann aus Hausen überarbeiteten Variante des Marstall-Center vorstellig wurde.

Oktober 2022:

Für den 6. Oktober 2022 lud der Bürgermeister zu einer nichtöffentlichen Dringlichkeitssitzung des Bauausschusses (BA) ein. Investor A. Wagner präsentierte den Mitgliedern des BA eine neue Variante der Bebauung des Marstall-Areals. Eingeladen waren auch Fraktionsvorsitzende sowie die Untere und sogar die Obere Denkmalschutzbehörde (TLDA). Offenbar war Ziel dieser Sitzung, mit der überarbeiteten Variante dem TLDA entgegenzukommen, um ihn von seiner ablehnenden Haltung zum Marstall-Center abzubringen, was offenbar nicht so recht gelang.

November 2022:

Dennoch wurde im nichtöffentlichen Teil der Hauptausschusssitzung am 23. November 2022 über eine Verlängerung des Vertrages über das Vorkaufsrecht des Investors für das Marstall-Areal beraten, der zum Ende des Jahres ausgelaufen wäre.

Dezember 2022:

Als wir erfuhren, dass zur Stadtratssitzung am 7. Dezember ein Beschluss vorliegen wird, oben genannten Vertrag mit dem Investor zu verlängern (natürlich wieder nichtöffentlich), nutzten wir die Einwohnerfragestunde der Sitzung, dieses Vertuschen von Informationen öffentlich anzuprangern. Denn besonders beliebt ist diese Taktik, wenn es um den Marstall geht, dessen Bebauung nicht nur bei der Greizer Bevölkerung auf starken Widerstand stößt. Ebenso stehen Bebauung und Nutzung dieser Fläche im Widerspruch zur Rolle unserer Stadt beim Welterbe-Antrag Thüringens. Im Greizer Rathaus scheut man dennoch keine Mühe, hinter verschlossenen Türen Entscheidungen zu treffen und jedes Schlüsselloch zu verstopfen, damit keine Informationen nach außen dringen.

Mit einem spontanen Aufruf an die Abgeordneten, einer Verlängerung des o.g. Vertrages mit dem Investor nicht zuzustimmen beendeten wir unsere Erklärung. (Erklärung vom 07.12.2022 siehe unten) Erwartungsgemäß sind nur wenige der Damen und Herren des Stadtrates diesem Aufruf gefolgt.

Januar 2023:

Im öffentlichen Teil der Hauptausschusssitzung am 11. Januar 2023 erklärte der Bürgermeister, falls die Differenzen zwischen der Obersten Denkmalschutzbehörde und dem Investor bis dahin beigelegt sind, sei für Anfang des Jahres eine Bürgerversammlung zur neuen Variante geplant. Zur Stadtratssitzung am 25. Januar antwortete er auf Nachfrage zur Einwohnerfragestunde ähnlich, nur dass er nicht nur die Einwände der Oberen Denkmalschutzbehörde erwähnte, sondern auch die des Landesverwaltungsamtes.

Erklärung zur Stadtratssitzung am 07.12.2022

Sehr geehrter Herr Bürgermeister,

ich beziehe mich auf ein Interview in der OTZ vom 30.09.22 mit Ihnen, Herr Bürgermeister. Thema war der Konflikt zwischen dem Welterbe-Antrag Thüringens und dem geplanten Marstall-Center Greiz mit der Überschrift „Bürgermeister unterstützt Welterbeantrag“. Auf Nachfrage zum Stand der Planung des Centers sagten Sie: „Der Ball liegt unverändert beim Investor….“ Wegen bestehender Verträge könne das Vorhaben nicht einfach gekippt werden. Weiterhin erklärten Sie, dass Sie diesen Welterbe-Antrag voll inhaltlich unterstützen und dass alle Abteilungen der Stadtverwaltung involviert sind und hinter dem Streben nach dem Welterbe-Status stehen.

Sechs Tage später, am 06.10.22, wurde im Bauausschuss ein neuer Entwurf der Marstall-Bebauung vorgestellt. Auch dieser wurde vom Denkmalschutz des Landes abgelehnt. Ich bin Greizer. Darum verblüfft es mich nicht, dass die Öffentlichkeit davon keine Kenntnis erhält, obwohl bereits 2 Monate vergangen sind. Dass jedoch der Stadtrat am heutigen Abend hier eine Verlängerung dieses Vertrages mit dem Investor beschließen soll, steht in absolutem Widerspruch zu Ihren Aussagen, sowohl der Öffentlichkeit als auch den Vertretern des Landes Thüringen gegenüber. Mit der Verlängerung dieses Vertrages, (dessen Existenz Sie in o.g. Artikel als Hemmnis darstellen) gefährden sie nicht nur die hervorgehobene Stellung der Stadt Greiz im Welterbe-Antrag. Ich befürchte, der Greizer Zickzack-Kurs wird dazu führen, dass unsere Stadt dort nur noch als Randnotiz erscheint und diese Chance der Tourismusförderung verpasst wird.

Abschließend richtete ich spontan noch einige Worte an die Damen und Herren Stadträte und bat sie, einer Verlängerung des Vertrages der Stadt mit dem Investor nicht zuzustimmen.

Rudolf Kuhl

Zum Tag des offenen Denkmals

In letzter Zeit häufen sich bei uns Anfragen zu dem Vorhaben des Landes Thüringen, den Eintrag der Thüringischen Residenzenlandschaft in die Welterbe-Liste der UNESCO zu beantragen. Gefragt wird, ob sich unsere Initiative dazu positioniert, aber besonders, welche Meinung der Greizer Stadtrat dazu vertritt. Weil Letzteres auch uns interessiert und die Frage nach unserer Position sich damit erübrigt, möchten wir auf das Schreiben vom 20.07.2022 hinweisen, welches wir bewusst erst jetzt veröffentlichen. Wir hatten erwartet, dass der Greizer Bürgermeister am Tag des offenen Denkmals zur offiziellen Einweihung des aufwändig sanierten Pavillons des Oberen Schlosses auch ein Statement der Stadt zum Thüringer Welterbe-Antrag präsentiert. Es wäre eine gute Gelegenheit gewesen! Der prächtig sanierte Pavillon, die ansprechende Musik der Vogtland-Philharmonie, dieses tolle Ambiente und überhaupt, was passt schon besser zusammen als Denkmalschutz und Weltkulturerbe? Zumindest einige Worte hätte er darüber verlieren können, da sich dieser Antrag liest, als sei er für unsere Stadt ersonnen. Doch vom Bürgermeister kam kein Wort dazu, obwohl Greiz in vorderster Front aufgestellt ist und in der ersten Reihe steht, voll im Scheinwerferlicht!

Bezüglich der oben erwähnten Anfragen möchten wir die Aufmerksamkeit nochmals auf die Anfrage an den Bürgermeister zur Stadtratssitzung am 08.12.2021. lenken, die bereits seit Dezember 2021 hier veröffentlicht ist. Dort hat Herr Michael Krause bereits auf den Konflikt zwischen Welterbeliste und Marstall-Center hingewiesen.

Rudolf Kuhl

Worte zum folgenden offenen Brief vom 20.07.2022

In ihrem Vortrag „Die Thüringische Residenzenlandschaft – Auf dem Weg zum UNESCO-Welterbe“, präsentierte Frau Claudia Schönfeld am 6. Juli 2022 im Weißen Saal des Unteren Schlosses das o.g. Vorhaben unseres Freistaates der Öffentlichkeit, welches im Oktober 2021 mit Abgabe des Antrages für die deutsche Anmeldeliste startete. Ausführlich erläuterte sie die Hintergründe, das Verfahren und die Etappen auf dem Weg zum Eintrag in die Welterbeliste. Abschließend stellte sie sich den Fragen der ausgesprochen wenigen Gäste. Denn, obwohl als öffentlich deklariert, wurde es offenbar versäumt, auf diese Veranstaltung hinzuweisen.

Weil der Bürgermeister seine Abwesenheit entschuldigen ließ und nur eine Person aus den Reihen des Greizer Stadtrates anwesend war, erlaubte ich mir, mich in einem Schreiben an das Stadtoberhaupt zu wenden, verbunden mit der Bitte, dieses auch an die Damen und Herren Abgeordneten weiterzuleiten. Meines Wissens fanden in Greiz alle Beratungen, die den Welterbe-Antrag betrafen, nur im internsten Kreis statt. Mir ist nicht bekannt, in welchem Umfang der Stadtrat über den aktuellen Stand des Vorhabens und seine Bedeutung für die Stadt Greiz unterrichtet ist, die bereits jetzt als eines der „Flaggschiffe“ des Unterfangens aufgestellt ist. Darum verwies ich auf das Video von der Medienkonferenz am 07.10.2021.

Mir ist natürlich bekannt, dass nicht jede Aktivität von Erfolg gekrönt ist. Der Weg ist noch weit und es ist ungewiss, ob an dessen Ende der begehrte Eintrag in die Welterbe-Liste winkt. Doch Thüringen hat sich auf den Weg gemacht. Und Greiz wurde ausgewählt um mitzuziehen. Nicht irgendwo im Tross. Nein, wir wurden in die erste Reihe gestellt! Schon das sollte uns Mut machen, dieses Vorhaben voran zu treiben und damit zu werben. Denn – Greiz muss auf sich aufmerksam machen! Und wer antreten darf, um die Thüringer Residenzenlandschaft auf die Welterbeliste der UNESCO zu bringen, wird schon EINIGES zu bieten haben.

Um dem Stadtrat auch diese Sicht der Dinge vor Augen zu halten, verwies ich in meinem oben erwähnten Schreiben auf den Beitrag „Das Ziel heißt Zuzug! Der Weg heißt Tourismus“ von Judith Rüber und Dr. Jan Kobel. und sendete es als offenen Brief am 21.07.2022 per E-Mail an das Büro des Bürgermeisters.

Bis heute bekam ich keinerlei Reaktionen auf mein Schreiben, weder von Mitgliedern des Stadtrates noch vom Greizer Bürgermeister. Mir ist weder bekannt, ob beim Greizer Stadtrat das Thema Welterbe bisher als Gegenstand von Beratungen auf der Tagesordnung stand, ob er bisher Stellung zu den Welterbe – Ambitionen des Freistaates bezogen hat oder ob die Abgeordneten meinen Brief überhaupt erhalten haben. Darum haben wir uns entschlossen, das Schreiben nun zu veröffentlichen.

Rudolf Kuhl

Die Thüringische Residenzenlandschaft auf dem Weg zum Welterbe

Offener Brief an den Bürgermeister der Stadt Greiz

Sehr geehrter Herr Bürgermeister, sehr geehrte Damen und Herren Stadträt/innen,

am 6. Juli fand im Weißen Saal ein Vortrag über die Bewerbung unseres Freistaates statt, den UNESCO – Welterbestatus für die Residenzenlandschaft Thüringens zu beantragen. Ein Thema, dass besonders Greizer/innen interessieren sollte. Denn in dem Antrag für die deutsche Tentativliste, der im vergangenen Oktober bei der Kultusministerkonferenz der Länder abgegeben wurde, ist Greiz mit seinen beiden Schlössern, dem Park und dem Sommerpalais eine der acht Residenzen, die namentlich erwähnt sind. Bedauerlicher Weise war jedoch das öffentliche Interesse an dieser Veranstaltung eher bescheiden, da offenbar kaum Werbung für diese Veranstaltung gemacht wurde.

Auf die interessanten Ausführungen von Frau Claudia Schönfeld zum Thema „Die Thüringische Residenzenlandschaft auf dem Weg zum Welterbe“ möchte ich an dieser Stelle nicht eingehen. Mir und sicher auch manchen von Ihnen sind das Anliegen, die Hintergründe und auch der Ablauf der Bewerbung aus verschiedenen überregionalen Publikationen bereits seit längerem bekannt. Neu für mich war allerdings, dass eine wesentliche Voraussetzung für den Eintrag als UNESCO-Welterbe die Akzeptanz der Einwohner/innen zu dieser Bewerbung ist. In Anbetracht der Bedeutung für unsere Stadt und die Auswirkung auf deren weitere Entwicklung sollte also möglichst jede/r Greizer/in Kenntnis über die Bewerbung unseres Freistaates haben.

In welchem Umfang Sie als Abgeordnete bereits unterrichtet wurden und ob Ihnen detaillierte Informationen zu dem Antrag des Freistaates zur Verfügung stehen, ist mir nicht bekannt. Da außer Frau Machalett kein/e Vertreter/in Ihres Gremiums dieser Veranstaltung beiwohnte, erlaube ich mir, Sie als Stadträt/innen nochmals auf die Medienkonferenz vom 7.10.21 aufmerksam zu machen. Hier wird ausführlich der Weg beschrieben, der die Thüringische Residenzenlandschaft (und damit auch Greiz) auf die Welterbeliste der UNESCO bringen soll. Folgender Link: https://www.youtube.com/watch?v=FkbKYssxCGshttps://www.youtube.com/watch?v=FkbKYssxCGs führt direkt zur Aufzeichnung dieser Konferenz, die trotz aller Sachlichkeit die Kraft, Entschlossenheit und Zuversicht derer ausstrahlt, die an der Erarbeitung des Antrages beteiligt waren. Und man fühlt ihren Stolz und die Freude darüber, wie gut es gelungen ist, die Fakten und Argumente zu einem so stimmigen Ergebnis zusammenzufügen.

Wie eingangs erwähnt, ist Greiz mit dem Oberen und Unteren Schloss und dem Park mit dem Sommerpalais eine der acht ausgewählten Residenzanlagen, die namentlich für die Welterbekandidatur benannt wurden. Aber auch andere bei uns noch erhaltene Zeugnisse dieser Zeit, die sich durch ein hohes Maß an Echtheit, Glaubwürdigkeit, Vollständigkeit und Unverletztheit auszeichnen, werden evtl. in die Bewertung einfließen. Die Alte Wache, der Gasparinentempel, der Pulverturm und das Mausoleum in Waldhaus und sicher auch der fürstliche Marstall sind nur einige Beispiele. Herr Dr. Christian Espig hat im diesjährigen Greizer Heimatkalender ausführlich darüber berichtet. Ich meine, wir Greizer sollten uns mehr als bisher über die Bestrebungen unseres Freistaates informieren, die Aufnahme der Thüringer Residenzlandschaft auf die Welterbeliste der UNESCO zu erreichen und deren Entwicklung aufmerksam verfolgen.

Wir stehen erst am Beginn dieses Weges. Aber wir können mit bedeutenden Argumenten aufwarten und haben es dadurch bereits mit in die erste Reihe der Thüringer Residenzen geschafft! Damit schon jetzt nach außen zu werben ist zumindest erfolgsorientiert. Leider ist dieses Werben in Greiz bisher eher ein kaum hörbares, zaghaftes Flüstern. Keine Spur von Kraft und Entschlossenheit. Zuversicht? Eine Fehlansage. Wer redet in Greiz über den Welterbeantrag? Dabei ist das Pferd bereits gesattelt und scharrt in Erfurt schon mit den Hufen. Auf dieses Pferd sollten wir aufspringen. Es ist m. E. dringend erforderlich, der Greizer Bevölkerung die Bestrebungen des Freistaates öffentlichkeitswirksam nahe zu bringen. Selbstredend muss dazu ein für alle verständlicher Text erstellt werden, der sich besonders auf die Greizer Sicht und Rolle bezieht.

Um mein Schreiben nicht zu sehr ausufern zu lassen möchte ich abschließend noch auf ein Plädoyer für einen Residenzkultur-basierten Tourismus in Thüringen von Judith Rüber und Dr. Jan Kobel hinweisen. Unter der Überschrift „Das Ziel heißt Zuzug! Der Weg heißt Tourismus.“ bezieht sich Herr Dr. Kobel auf die Defizite Thüringens im Bereich Tourismus, wobei ein Abschnitt seiner Ausführungen die Frage direkt stellt: „Was braucht die Stadt Greiz, um zu einem Ort der Sehnsucht zu werden,…“Hier der Link zu diesem Beitrag: https://stadtrandnotiz.de/2021/03/10/das-ziel-heisst-zuzug/?fbclid=IwAR0Xqf8LGih4bBPHKCYQU6nzelkwGuUIkOQZk3qDOvskvpDnfJIREbakq_k

Vielen Dank für Ihr Interesse!

Mit freundlichen Grüßen

Rudolf Kuhl Greiz, am 20.07.22,

Zur Weiterleitung an alle Mitglieder des Greizer Stadtrates, gesendet per E-Mail am 21.07.2022

Anfrage zur Stadtratssitzung am 08.12.2021 – Greiz bald Welterbestätte? Wie passt das zur Marstall-Bebauung?

Sehr geehrte Stadträtinnen und Stadträte, sehr geehrter Herr Bürgermeister!

Im November-Amtsblatt von Greiz findet sich ein kurzer Artikel mit der Überschrift

„Greizer Schlösser mit im Antrag für Unesco-Welterbe“, dabei ein Foto des Oberen Schlosses und ein weiteres mit Ihnen, Herr Schulze, dem Architekten M.Hamann und dem Thür. Kulturminister Prof. Dr. Hoff.

Ich kann also voraussetzen, das Ihnen als Stadträten bekannt ist, dass Greiz mit seinen beiden Schlössern, Sommerpalais und Park zu den 8 ausgewählten Orten gehört, die sich unter dem Begriff Kulturlandschaft „Thüringer Residenzen“ um Aufnahme in die nationale Vorschlagsliste zum Welterbe bemühen.

Greiz hat dabei das Alleinstellungsmerkmal, als einzige Residenzstadt mit gleich zwei Schlössern vertreten zu sein, welche ja die Besonderheit der zwei Herrschaftslinien des Reußischen Fürstenhauses widerspiegeln. Bei dieser illustren Auswahl von Thüringer Residenzen dabei zu sein, ist einerseits eine große Anerkennung ( wie Sie, Herr Bürgermeister, es in dem Beitrag sagen) und andererseits eine große Verantwortung sowie eine Chance für Greiz als Kultur- und Tourismusstandort.

In der zur Antragstellung im Oktober stattgefundenen Medienkonferenz der Landesregierung kann man sich Einblicke in das Antragsverfahren, die Auswahlkriterien und den Prozess der wissenschaftlichen Erarbeitung des Projektes holen. Dabei sollen sich Welterbestätten durch ein hohes Maß an Echtheit und Glaubwürdigkeit, an Vollständigkeit und Unverletztheit auszeichnen. Und – jetzt wird es interessant – das gilt nicht nur für die benannten Schlösser selbst, sondern ebenso für die begleitende Residenzarchitektur. Prof. Dr. Haspel von ICOMOS führt dazu aus:„…Wir haben hier den Typus dieser Residenzlandschaften, also der Residenzen, die nicht nur einzelne Bautypen umfassen, sondern die immer Zubehör mit umfassen…“.

Was ist denn dieses Zubehör im Sinne von Begleitarchitektur für Greiz? Mir fallen dazu die Alte Wache oder der Gasparinentempel, das Mausoleum in Waldhaus und eben auch der Fürstliche Marstall ein. (die Liste ließe sich deutlich erweitern!) Wenn also das Marstall-Center in der bisher geplanten, oder einer ähnlichen Dimension entsteht, würde ein wichtiger Begleitbau der Greizer Schlösser zumindest optisch verschwinden, bzw. der Öffentlichkeit entzogen.

Und nun komme ich zu meiner Frage:

Ist Ihnen als Stadträten bewusst, dass mit dem vorgesehenen Bebauungsplan und dem Bau des „Marstall-Centers“ der gesamte Thüringer Welterbe-Antrag gefährdet werden kann, und was wollen Sie tun, dass dieses Szenario nicht eintritt?

Diese Anfrage wurde von mir in der Bürgerfragestunde gestellt, um die Bedeutung des Themas für die Greizer städtebauliche Entwicklung allen Stadträten noch einmal bewusst zu machen. Ich empfahl den Anwesenden, sich die Landesmedienkonferenz anzusehen, um für das Thema Weltkulturerbe ein Gespür zu entwickeln.

Bürgermeister Alexander Schulze antwortete, er sei bei der Videokonferenz der Bürgermeister aller ausgewählten Städte mit Kulturminister Hoff dabei gewesen, und er wisse um die Wichtigkeit der Sache. Man werde diese Antragstellung zum Welterbe sehr ernst nehmen und sie in der zukünftigen Stadtentwicklung berücksichtigen. In Punkto Marstall-Center gebe es weiterhin keine Neuigkeiten, sobald sich etwas tut, würde die Öffentlichkeit und insbesondere wir als Initiative darüber informiert werden. Auch in den Ausschüssen des Stadtrates werde das Thema auf die Agenda kommen.

Uns als Initiative war es wichtig, den enormen Imagegewinn, den Greiz als mögliche Welterbestätte erlangen könnte, einmal in den Fokus zu rücken. Und, wie sich Minister Hoff in der erwähnten Medienkonferenz sinngemäß ausdrückte: Auch wenn es am Ende nicht zum Welterbetitel reichen sollte, kann Thüringen und alle involvierten Städte und Regionen nur profitieren, indem sie zu einem neuen bzw. erweiterten Selbstverständnis ihres historischen Erbes gelangen und dieses in ihrer Kulturlandschaft sichtbar machen.

Michael Krause