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Das Neuste vom Marstall-Center
Veröffentlicht im „Bürgermagazin“ 11/2024, dem Amtsblatt der Stadt Greiz
So geht es weiter mit dem Marstallcenter in Greiz
OTZ 26.02.2024, Lokales Greiz,
Greiz. Jetzt haben sich das Thüringer Landesamt für Denkmalpflege und der Bürgermeister von Greiz zum Marstallcenter positioniert.
Das Thüringische Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie bleibt beim Nein für das vom Stadtrat seinerzeit mehrheitlich befürwortete Marstallcenter Greiz, wie Bürgermeister Alexander Schulze informiert. In einem Schreiben an ihn vom Februar 2024 habe Landeskonservator Holger Reinhardt erläutert, dass aus Sicht der Denkmalpflege auch die geänderte Entwurfsplanung des Investors für das Marstallcenter nicht genehmigungsfähig sei.
In der Zusammenfassung heißt es: „Die von Investorenseite gestellten Nutzungsanforderungen führen zu einem Maß an Überbauung und Baumassen, die aus denkmalfachlicher Sicht eine am Standort unverträgliche Übernutzung darstellt und ortsspezifische städtebauliche und stadtstrukturelle Maßstäbe bricht. Die Wahrung eines ortstypischen Erscheinungsbildes, sowohl für betroffene Kulturdenkmale (Marstall), als auch für benachbarte Kulturdenkmale (Denkmalensembles, Einzelobjekte) ist anhand dieses Entwurfs nicht möglich. Damit liegen auch weiterhin keine Voraussetzungen für eine positive denkmalfachliche Stellungnahme vor.“
Die aktuelle Entscheidung der Landesdenkmalpflege sei zu akzeptieren, wie Bürgermeister Alexander Schulze dazu betont. Der Ball liege jetzt beim Investor des Vorhabens. In enger Zusammenarbeit mit dem Stadtrat wolle man weitere Möglichkeiten für Handel und Dienstleistungen in der Stadt untersuchen.
OTZ 26.02.2024, Lokales Greiz, https://www.otz.de/
Ist die Bebauung des Marstalls mit diesem Center nun wirklich „vom Tisch“?
Am 26.02.2024 veröffentlichte die OTZ im Greizer Lokalteil einen Bericht unter der Überschrift „So geht es weiter mit dem Marstallcenter in Greiz“. Zu dem „neuen“ Entwurf des geplanten Marstall-Centers wird dort die Denkmalschutzbehörde des Landes (TLDA) zitiert, es „liegen auch weiterhin keine Voraussetzungen für eine positive denkmalfachliche Stellungnahme vor“.
Weiter heißt es in diesem Artikel: „Die aktuelle Entscheidung der Landesdenkmalpflege sei zu akzeptieren, wie Bürgermeister Alexander Schulze dazu betont.“
Mit großer Erleichterung und Glückwünschen für den Erfolg reagierten Mitstreiter und Gleichgesinnte unserer Initiative gegen das Marstall-Center auf die Einwendungen der Denkmalschutzbehörde in dem Artikel. Dennoch wurden wir immer wieder gefragt, was die Aussagen des Bürgermeisters bedeuten.
Ist die Bebauung des Marstalls mit diesem Center nun wirklich „vom Tisch“?
Das wollten wir genau wissen und stellten diese Frage zur Einwohnerversammlung am 28. Februar an den Bürgermeister. Zusätzlich wollten wir wissen, ob außer dem Denkmalschutz auch andere Träger öffentlicher Belange (TÖB) Einwände gegen das Marstall-Center hatten.
Der Bürgermeister wies in seiner Antwort darauf hin, dass sicher auch uns die Preisspirale bekannt sei, die alle Bereiche betrifft. Besonders beim Bau wären die Kosten gewaltig in die Höhe geschnellt. Auch den hohen Aufwand der notwendig sei, da bis zum Sommer eine neue, genehmigungsfähige Planung erstellt werden müsste, vergaß er nicht zu erwähnen. Letzteres wäre neben den zusätzlichen Kosten auch zeitlich kaum realisierbar.
Unsere Frage bezog sich jedoch weder auf Probleme des Investors noch auf die diesbezüglichen Mutmaßungen des Bürgermeisters. Wir erwarteten vom Bürgermeister eine klare Antwort zur Positionierung der Stadt. Deshalb fragten wir erneut nach, ob er oder der Stadtrat das Vorhaben noch einmal überdacht und nun Abstand vom Marstall-Center nehmen würden.
Diesmal verwies Herr Schulze auf Verträge der Stadt mit dem Investor, an welche die Stadt gebunden sei.
Uns ist bekannt, dass der Stadtrat bereits in seiner Dezember-Sitzung 2022 einer ersten Verlängerung besagter Verträge zugestimmt hat.
Zu seiner letzten Sitzung im Dezember 2023 wurde eine zweite Verlängerung eben dieser Verträge zwischen Stadt und Investor beschlossen.
Steht im Sommer also die nächste Verlängerung bevor, weil die Stadt Greiz an diese Verträge gebunden ist?
Man könnte es vermuten, denn bereits in einem Interview zum Marstall-Center mit der OTZ vom 30.09.22 sagte der Bürgermeister: „Der Ball liegt unverändert beim Investor….“
Die Aussage des Bürgermeisters im Artikel vom 26.02.2024: „Der Ball liegt jetzt beim Investor des Vorhabens“ ist also nichts Neues. Nur das „jetzt“ irritiert etwas.
Wir konstatieren: Also, es ist so wie immer! Sowohl Bürgermeister als auch die Mehrzahl der Stadträte halten weiterhin am Projekt „Marstall-Center“ fest, sonst wäre die zweimalige Verlängerung der Verträge zwischen Stadt und Investor nicht mehrheitsfähig gewesen. Hätte tatsächlich ein Umdenken stattgefunden, müsste sich das im Abstimmungsverhalten der Abgeordneten niederschlagen. Aber leider Fehlanzeige. Auch wenn die realen Chancen auf Umsetzung des Projektes schwinden, kann von einer Positionierung des Stadtrates gegen die Planung keine Rede sein. Erfreulich für uns war dennoch, dass zur Einwohnerversammlung bemerkenswert viele im Saal applaudierten, als von der weiter bestehenden Ablehnung der Denkmalschutz-behörde berichtet wurde. Ob das anwesende Stadträte beeindruckt hat?
P.S.: Den zweite Teil unserer Frage, ob es auch von anderen Träger öffentlicher Belange Einwände gegen das Marstall-Center gab, beantwortete Herr Schulze mit „nein“.
Unsere Frage zielte natürlich nicht auf den „neuen“ Entwurf von 2022 ab. Auch dem Bürgermeister ist bekannt, dass dazu bisher noch keine Planungsunterlagen eingereicht wurden. Jedoch auch beim Vorentwurf, also der ersten Variante, wurden immer nur Einwände des Denkmalschutzes erwähnt. Dabei sind wir davon überzeugt, dass das TLDA nicht die einzige Landesbehörde ist, die Einwände gegen diese Bebauung und Nutzung des Marstall-Areals vorgebracht hat. Wir hatten im Februar 2021 bei der Stadt Einsicht in die Stellungnahmen der TÖB beantragt. Warum sonst wurde uns diese vom Bürgermeister verwehrt? Sicher nicht, weil das Landesverwaltungsamt dort seine Begeisterung zum Greizer Marstall-Center kundgetan hat.
Rudolf Kuhl, Michael Krause
Initiative Stoppt das Marstall-Center Greiz
Neuer Anlauf für das Marstall-Center?
Einige Worte zum aktuellen Stand:
Der Investor der Greizer Marstall-Bebauung, Herr Arno Wagner, der auch als Architekt verantwortlich für das Projekt zeichnete, stieß 2020 mit seinem Vorentwurf des „Marstall-Center Greiz“ auf erheblichen Widerstand der Öffentlichkeit. Durch Stellungnahmen von Trägern öffentlicher Belange wurde die Genehmigungsfähigkeit der vorgelegten Planung verwehrt, so dass es eine lange Zeit recht ruhig um dieses Vorhaben wurde. Viele meinten, der Investor hätte bereits aufgegeben. Dieser Meinung waren wir nicht. Dennoch waren wir etwas überrascht, als wir Anfang Oktober 2022 erfuhren, dass Herr Wagner mit einer neuen, angeblich von oder mit dem Architekturbüro Stadermann aus Hausen überarbeiteten Variante des Marstall-Center vorstellig wurde.
Oktober 2022:
Für den 6. Oktober 2022 lud der Bürgermeister zu einer nichtöffentlichen Dringlichkeitssitzung des Bauausschusses (BA) ein. Investor A. Wagner präsentierte den Mitgliedern des BA eine neue Variante der Bebauung des Marstall-Areals. Eingeladen waren auch Fraktionsvorsitzende sowie die Untere und sogar die Obere Denkmalschutzbehörde (TLDA). Offenbar war Ziel dieser Sitzung, mit der überarbeiteten Variante dem TLDA entgegenzukommen, um ihn von seiner ablehnenden Haltung zum Marstall-Center abzubringen, was offenbar nicht so recht gelang.
November 2022:
Dennoch wurde im nichtöffentlichen Teil der Hauptausschusssitzung am 23. November 2022 über eine Verlängerung des Vertrages über das Vorkaufsrecht des Investors für das Marstall-Areal beraten, der zum Ende des Jahres ausgelaufen wäre.
Dezember 2022:
Als wir erfuhren, dass zur Stadtratssitzung am 7. Dezember ein Beschluss vorliegen wird, oben genannten Vertrag mit dem Investor zu verlängern (natürlich wieder nichtöffentlich), nutzten wir die Einwohnerfragestunde der Sitzung, dieses Vertuschen von Informationen öffentlich anzuprangern. Denn besonders beliebt ist diese Taktik, wenn es um den Marstall geht, dessen Bebauung nicht nur bei der Greizer Bevölkerung auf starken Widerstand stößt. Ebenso stehen Bebauung und Nutzung dieser Fläche im Widerspruch zur Rolle unserer Stadt beim Welterbe-Antrag Thüringens. Im Greizer Rathaus scheut man dennoch keine Mühe, hinter verschlossenen Türen Entscheidungen zu treffen und jedes Schlüsselloch zu verstopfen, damit keine Informationen nach außen dringen.
Mit einem spontanen Aufruf an die Abgeordneten, einer Verlängerung des o.g. Vertrages mit dem Investor nicht zuzustimmen beendeten wir unsere Erklärung. (Erklärung vom 07.12.2022 siehe unten) Erwartungsgemäß sind nur wenige der Damen und Herren des Stadtrates diesem Aufruf gefolgt.
Januar 2023:
Im öffentlichen Teil der Hauptausschusssitzung am 11. Januar 2023 erklärte der Bürgermeister, falls die Differenzen zwischen der Obersten Denkmalschutzbehörde und dem Investor bis dahin beigelegt sind, sei für Anfang des Jahres eine Bürgerversammlung zur neuen Variante geplant. Zur Stadtratssitzung am 25. Januar antwortete er auf Nachfrage zur Einwohnerfragestunde ähnlich, nur dass er nicht nur die Einwände der Oberen Denkmalschutzbehörde erwähnte, sondern auch die des Landesverwaltungsamtes.
Erklärung zur Stadtratssitzung am 07.12.2022
Sehr geehrter Herr Bürgermeister,
ich beziehe mich auf ein Interview in der OTZ vom 30.09.22 mit Ihnen, Herr Bürgermeister. Thema war der Konflikt zwischen dem Welterbe-Antrag Thüringens und dem geplanten Marstall-Center Greiz mit der Überschrift „Bürgermeister unterstützt Welterbeantrag“. Auf Nachfrage zum Stand der Planung des Centers sagten Sie: „Der Ball liegt unverändert beim Investor….“ Wegen bestehender Verträge könne das Vorhaben nicht einfach gekippt werden. Weiterhin erklärten Sie, dass Sie diesen Welterbe-Antrag voll inhaltlich unterstützen und dass alle Abteilungen der Stadtverwaltung involviert sind und hinter dem Streben nach dem Welterbe-Status stehen.
Sechs Tage später, am 06.10.22, wurde im Bauausschuss ein neuer Entwurf der Marstall-Bebauung vorgestellt. Auch dieser wurde vom Denkmalschutz des Landes abgelehnt. Ich bin Greizer. Darum verblüfft es mich nicht, dass die Öffentlichkeit davon keine Kenntnis erhält, obwohl bereits 2 Monate vergangen sind. Dass jedoch der Stadtrat am heutigen Abend hier eine Verlängerung dieses Vertrages mit dem Investor beschließen soll, steht in absolutem Widerspruch zu Ihren Aussagen, sowohl der Öffentlichkeit als auch den Vertretern des Landes Thüringen gegenüber. Mit der Verlängerung dieses Vertrages, (dessen Existenz Sie in o.g. Artikel als Hemmnis darstellen) gefährden sie nicht nur die hervorgehobene Stellung der Stadt Greiz im Welterbe-Antrag. Ich befürchte, der Greizer Zickzack-Kurs wird dazu führen, dass unsere Stadt dort nur noch als Randnotiz erscheint und diese Chance der Tourismusförderung verpasst wird.
Abschließend richtete ich spontan noch einige Worte an die Damen und Herren Stadträte und bat sie, einer Verlängerung des Vertrages der Stadt mit dem Investor nicht zuzustimmen.
Rudolf Kuhl
Zum Tag des offenen Denkmals
In letzter Zeit häufen sich bei uns Anfragen zu dem Vorhaben des Landes Thüringen, den Eintrag der Thüringischen Residenzenlandschaft in die Welterbe-Liste der UNESCO zu beantragen. Gefragt wird, ob sich unsere Initiative dazu positioniert, aber besonders, welche Meinung der Greizer Stadtrat dazu vertritt. Weil Letzteres auch uns interessiert und die Frage nach unserer Position sich damit erübrigt, möchten wir auf das Schreiben vom 20.07.2022 hinweisen, welches wir bewusst erst jetzt veröffentlichen. Wir hatten erwartet, dass der Greizer Bürgermeister am Tag des offenen Denkmals zur offiziellen Einweihung des aufwändig sanierten Pavillons des Oberen Schlosses auch ein Statement der Stadt zum Thüringer Welterbe-Antrag präsentiert. Es wäre eine gute Gelegenheit gewesen! Der prächtig sanierte Pavillon, die ansprechende Musik der Vogtland-Philharmonie, dieses tolle Ambiente und überhaupt, was passt schon besser zusammen als Denkmalschutz und Weltkulturerbe? Zumindest einige Worte hätte er darüber verlieren können, da sich dieser Antrag liest, als sei er für unsere Stadt ersonnen. Doch vom Bürgermeister kam kein Wort dazu, obwohl Greiz in vorderster Front aufgestellt ist und in der ersten Reihe steht, voll im Scheinwerferlicht!
Bezüglich der oben erwähnten Anfragen möchten wir die Aufmerksamkeit nochmals auf die Anfrage an den Bürgermeister zur Stadtratssitzung am 08.12.2021. lenken, die bereits seit Dezember 2021 hier veröffentlicht ist. Dort hat Herr Michael Krause bereits auf den Konflikt zwischen Welterbeliste und Marstall-Center hingewiesen.
Rudolf Kuhl
Worte zum folgenden offenen Brief vom 20.07.2022
In ihrem Vortrag „Die Thüringische Residenzenlandschaft – Auf dem Weg zum UNESCO-Welterbe“, präsentierte Frau Claudia Schönfeld am 6. Juli 2022 im Weißen Saal des Unteren Schlosses das o.g. Vorhaben unseres Freistaates der Öffentlichkeit, welches im Oktober 2021 mit Abgabe des Antrages für die deutsche Anmeldeliste startete. Ausführlich erläuterte sie die Hintergründe, das Verfahren und die Etappen auf dem Weg zum Eintrag in die Welterbeliste. Abschließend stellte sie sich den Fragen der ausgesprochen wenigen Gäste. Denn, obwohl als öffentlich deklariert, wurde es offenbar versäumt, auf diese Veranstaltung hinzuweisen.
Weil der Bürgermeister seine Abwesenheit entschuldigen ließ und nur eine Person aus den Reihen des Greizer Stadtrates anwesend war, erlaubte ich mir, mich in einem Schreiben an das Stadtoberhaupt zu wenden, verbunden mit der Bitte, dieses auch an die Damen und Herren Abgeordneten weiterzuleiten. Meines Wissens fanden in Greiz alle Beratungen, die den Welterbe-Antrag betrafen, nur im internsten Kreis statt. Mir ist nicht bekannt, in welchem Umfang der Stadtrat über den aktuellen Stand des Vorhabens und seine Bedeutung für die Stadt Greiz unterrichtet ist, die bereits jetzt als eines der „Flaggschiffe“ des Unterfangens aufgestellt ist. Darum verwies ich auf das Video von der Medienkonferenz am 07.10.2021.
Mir ist natürlich bekannt, dass nicht jede Aktivität von Erfolg gekrönt ist. Der Weg ist noch weit und es ist ungewiss, ob an dessen Ende der begehrte Eintrag in die Welterbe-Liste winkt. Doch Thüringen hat sich auf den Weg gemacht. Und Greiz wurde ausgewählt um mitzuziehen. Nicht irgendwo im Tross. Nein, wir wurden in die erste Reihe gestellt! Schon das sollte uns Mut machen, dieses Vorhaben voran zu treiben und damit zu werben. Denn – Greiz muss auf sich aufmerksam machen! Und wer antreten darf, um die Thüringer Residenzenlandschaft auf die Welterbeliste der UNESCO zu bringen, wird schon EINIGES zu bieten haben.
Um dem Stadtrat auch diese Sicht der Dinge vor Augen zu halten, verwies ich in meinem oben erwähnten Schreiben auf den Beitrag „Das Ziel heißt Zuzug! Der Weg heißt Tourismus“ von Judith Rüber und Dr. Jan Kobel. und sendete es als offenen Brief am 21.07.2022 per E-Mail an das Büro des Bürgermeisters.
Bis heute bekam ich keinerlei Reaktionen auf mein Schreiben, weder von Mitgliedern des Stadtrates noch vom Greizer Bürgermeister. Mir ist weder bekannt, ob beim Greizer Stadtrat das Thema Welterbe bisher als Gegenstand von Beratungen auf der Tagesordnung stand, ob er bisher Stellung zu den Welterbe – Ambitionen des Freistaates bezogen hat oder ob die Abgeordneten meinen Brief überhaupt erhalten haben. Darum haben wir uns entschlossen, das Schreiben nun zu veröffentlichen.
Rudolf Kuhl
Die Thüringische Residenzenlandschaft auf dem Weg zum Welterbe
Offener Brief an den Bürgermeister der Stadt Greiz
Sehr geehrter Herr Bürgermeister, sehr geehrte Damen und Herren Stadträt/innen,
am 6. Juli fand im Weißen Saal ein Vortrag über die Bewerbung unseres Freistaates statt, den UNESCO – Welterbestatus für die Residenzenlandschaft Thüringens zu beantragen. Ein Thema, dass besonders Greizer/innen interessieren sollte. Denn in dem Antrag für die deutsche Tentativliste, der im vergangenen Oktober bei der Kultusministerkonferenz der Länder abgegeben wurde, ist Greiz mit seinen beiden Schlössern, dem Park und dem Sommerpalais eine der acht Residenzen, die namentlich erwähnt sind. Bedauerlicher Weise war jedoch das öffentliche Interesse an dieser Veranstaltung eher bescheiden, da offenbar kaum Werbung für diese Veranstaltung gemacht wurde.
Auf die interessanten Ausführungen von Frau Claudia Schönfeld zum Thema „Die Thüringische Residenzenlandschaft auf dem Weg zum Welterbe“ möchte ich an dieser Stelle nicht eingehen. Mir und sicher auch manchen von Ihnen sind das Anliegen, die Hintergründe und auch der Ablauf der Bewerbung aus verschiedenen überregionalen Publikationen bereits seit längerem bekannt. Neu für mich war allerdings, dass eine wesentliche Voraussetzung für den Eintrag als UNESCO-Welterbe die Akzeptanz der Einwohner/innen zu dieser Bewerbung ist. In Anbetracht der Bedeutung für unsere Stadt und die Auswirkung auf deren weitere Entwicklung sollte also möglichst jede/r Greizer/in Kenntnis über die Bewerbung unseres Freistaates haben.
In welchem Umfang Sie als Abgeordnete bereits unterrichtet wurden und ob Ihnen detaillierte Informationen zu dem Antrag des Freistaates zur Verfügung stehen, ist mir nicht bekannt. Da außer Frau Machalett kein/e Vertreter/in Ihres Gremiums dieser Veranstaltung beiwohnte, erlaube ich mir, Sie als Stadträt/innen nochmals auf die Medienkonferenz vom 7.10.21 aufmerksam zu machen. Hier wird ausführlich der Weg beschrieben, der die Thüringische Residenzenlandschaft (und damit auch Greiz) auf die Welterbeliste der UNESCO bringen soll. Folgender Link: https://www.youtube.com/watch?v=FkbKYssxCGshttps://www.youtube.com/watch?v=FkbKYssxCGs führt direkt zur Aufzeichnung dieser Konferenz, die trotz aller Sachlichkeit die Kraft, Entschlossenheit und Zuversicht derer ausstrahlt, die an der Erarbeitung des Antrages beteiligt waren. Und man fühlt ihren Stolz und die Freude darüber, wie gut es gelungen ist, die Fakten und Argumente zu einem so stimmigen Ergebnis zusammenzufügen.
Wie eingangs erwähnt, ist Greiz mit dem Oberen und Unteren Schloss und dem Park mit dem Sommerpalais eine der acht ausgewählten Residenzanlagen, die namentlich für die Welterbekandidatur benannt wurden. Aber auch andere bei uns noch erhaltene Zeugnisse dieser Zeit, die sich durch ein hohes Maß an Echtheit, Glaubwürdigkeit, Vollständigkeit und Unverletztheit auszeichnen, werden evtl. in die Bewertung einfließen. Die Alte Wache, der Gasparinentempel, der Pulverturm und das Mausoleum in Waldhaus und sicher auch der fürstliche Marstall sind nur einige Beispiele. Herr Dr. Christian Espig hat im diesjährigen Greizer Heimatkalender ausführlich darüber berichtet. Ich meine, wir Greizer sollten uns mehr als bisher über die Bestrebungen unseres Freistaates informieren, die Aufnahme der Thüringer Residenzlandschaft auf die Welterbeliste der UNESCO zu erreichen und deren Entwicklung aufmerksam verfolgen.
Wir stehen erst am Beginn dieses Weges. Aber wir können mit bedeutenden Argumenten aufwarten und haben es dadurch bereits mit in die erste Reihe der Thüringer Residenzen geschafft! Damit schon jetzt nach außen zu werben ist zumindest erfolgsorientiert. Leider ist dieses Werben in Greiz bisher eher ein kaum hörbares, zaghaftes Flüstern. Keine Spur von Kraft und Entschlossenheit. Zuversicht? Eine Fehlansage. Wer redet in Greiz über den Welterbeantrag? Dabei ist das Pferd bereits gesattelt und scharrt in Erfurt schon mit den Hufen. Auf dieses Pferd sollten wir aufspringen. Es ist m. E. dringend erforderlich, der Greizer Bevölkerung die Bestrebungen des Freistaates öffentlichkeitswirksam nahe zu bringen. Selbstredend muss dazu ein für alle verständlicher Text erstellt werden, der sich besonders auf die Greizer Sicht und Rolle bezieht.
Um mein Schreiben nicht zu sehr ausufern zu lassen möchte ich abschließend noch auf ein Plädoyer für einen Residenzkultur-basierten Tourismus in Thüringen von Judith Rüber und Dr. Jan Kobel hinweisen. Unter der Überschrift „Das Ziel heißt Zuzug! Der Weg heißt Tourismus.“ bezieht sich Herr Dr. Kobel auf die Defizite Thüringens im Bereich Tourismus, wobei ein Abschnitt seiner Ausführungen die Frage direkt stellt: „Was braucht die Stadt Greiz, um zu einem Ort der Sehnsucht zu werden,…“Hier der Link zu diesem Beitrag: https://stadtrandnotiz.de/2021/03/10/das-ziel-heisst-zuzug/?fbclid=IwAR0Xqf8LGih4bBPHKCYQU6nzelkwGuUIkOQZk3qDOvskvpDnfJIREbakq_k
Vielen Dank für Ihr Interesse!
Mit freundlichen Grüßen
Rudolf Kuhl Greiz, am 20.07.22,
Zur Weiterleitung an alle Mitglieder des Greizer Stadtrates, gesendet per E-Mail am 21.07.2022
Anfrage zur Stadtratssitzung am 08.12.2021 – Greiz bald Welterbestätte? Wie passt das zur Marstall-Bebauung?
Sehr geehrte Stadträtinnen und Stadträte, sehr geehrter Herr Bürgermeister!
Im November-Amtsblatt von Greiz findet sich ein kurzer Artikel mit der Überschrift
„Greizer Schlösser mit im Antrag für Unesco-Welterbe“, dabei ein Foto des Oberen Schlosses und ein weiteres mit Ihnen, Herr Schulze, dem Architekten M.Hamann und dem Thür. Kulturminister Prof. Dr. Hoff.
Ich kann also voraussetzen, das Ihnen als Stadträten bekannt ist, dass Greiz mit seinen beiden Schlössern, Sommerpalais und Park zu den 8 ausgewählten Orten gehört, die sich unter dem Begriff Kulturlandschaft „Thüringer Residenzen“ um Aufnahme in die nationale Vorschlagsliste zum Welterbe bemühen.
Greiz hat dabei das Alleinstellungsmerkmal, als einzige Residenzstadt mit gleich zwei Schlössern vertreten zu sein, welche ja die Besonderheit der zwei Herrschaftslinien des Reußischen Fürstenhauses widerspiegeln. Bei dieser illustren Auswahl von Thüringer Residenzen dabei zu sein, ist einerseits eine große Anerkennung ( wie Sie, Herr Bürgermeister, es in dem Beitrag sagen) und andererseits eine große Verantwortung sowie eine Chance für Greiz als Kultur- und Tourismusstandort.
In der zur Antragstellung im Oktober stattgefundenen Medienkonferenz der Landesregierung kann man sich Einblicke in das Antragsverfahren, die Auswahlkriterien und den Prozess der wissenschaftlichen Erarbeitung des Projektes holen. Dabei sollen sich Welterbestätten durch ein hohes Maß an Echtheit und Glaubwürdigkeit, an Vollständigkeit und Unverletztheit auszeichnen. Und – jetzt wird es interessant – das gilt nicht nur für die benannten Schlösser selbst, sondern ebenso für die begleitende Residenzarchitektur. Prof. Dr. Haspel von ICOMOS führt dazu aus:„…Wir haben hier den Typus dieser Residenzlandschaften, also der Residenzen, die nicht nur einzelne Bautypen umfassen, sondern die immer Zubehör mit umfassen…“.
Was ist denn dieses Zubehör im Sinne von Begleitarchitektur für Greiz? Mir fallen dazu die Alte Wache oder der Gasparinentempel, das Mausoleum in Waldhaus und eben auch der Fürstliche Marstall ein. (die Liste ließe sich deutlich erweitern!) Wenn also das Marstall-Center in der bisher geplanten, oder einer ähnlichen Dimension entsteht, würde ein wichtiger Begleitbau der Greizer Schlösser zumindest optisch verschwinden, bzw. der Öffentlichkeit entzogen.
Und nun komme ich zu meiner Frage:
Ist Ihnen als Stadträten bewusst, dass mit dem vorgesehenen Bebauungsplan und dem Bau des „Marstall-Centers“ der gesamte Thüringer Welterbe-Antrag gefährdet werden kann, und was wollen Sie tun, dass dieses Szenario nicht eintritt?
Diese Anfrage wurde von mir in der Bürgerfragestunde gestellt, um die Bedeutung des Themas für die Greizer städtebauliche Entwicklung allen Stadträten noch einmal bewusst zu machen. Ich empfahl den Anwesenden, sich die Landesmedienkonferenz anzusehen, um für das Thema Weltkulturerbe ein Gespür zu entwickeln.
Bürgermeister Alexander Schulze antwortete, er sei bei der Videokonferenz der Bürgermeister aller ausgewählten Städte mit Kulturminister Hoff dabei gewesen, und er wisse um die Wichtigkeit der Sache. Man werde diese Antragstellung zum Welterbe sehr ernst nehmen und sie in der zukünftigen Stadtentwicklung berücksichtigen. In Punkto Marstall-Center gebe es weiterhin keine Neuigkeiten, sobald sich etwas tut, würde die Öffentlichkeit und insbesondere wir als Initiative darüber informiert werden. Auch in den Ausschüssen des Stadtrates werde das Thema auf die Agenda kommen.
Uns als Initiative war es wichtig, den enormen Imagegewinn, den Greiz als mögliche Welterbestätte erlangen könnte, einmal in den Fokus zu rücken. Und, wie sich Minister Hoff in der erwähnten Medienkonferenz sinngemäß ausdrückte: Auch wenn es am Ende nicht zum Welterbetitel reichen sollte, kann Thüringen und alle involvierten Städte und Regionen nur profitieren, indem sie zu einem neuen bzw. erweiterten Selbstverständnis ihres historischen Erbes gelangen und dieses in ihrer Kulturlandschaft sichtbar machen.
Michael Krause
Übergabe der 4000 Unterschriften an den Bürgermeister
Am 07.09.2021 wurden durch die Initiative „Stoppt das Marstall-Center Greiz“ vor dem historischen Marstallgebäude die Unterschriften zum Marstall-Protest an Bürgermeister Alexander Schulze übergeben.
Unter den ca. 30 interessierten Gästen befanden sich auch 4 Stadtratsmitglieder, die der Einladung gefolgt waren – für die SPD Dr. Andreas Hemmann, für die Linke Holger Steiniger und für die IWA Andrea Jarling und Detlef Zietan. Nach ein paar kurzen einführenden Worten zu Entstehung und Ablauf der Unterschriften-Sammlung durch Michael Krause fasste Heidrun Linke die Marstall-Problematik in einer Rede zusammen. Sie verwies noch einmal besonders auf die hohe Verantwortung des Stadtrates bei derart großen Projekten und mahnte eindringlich, die Greizer Bürgerinnen und Bürger in einen offenen Dialog einzubinden. Auch Bürgermeister A. Schulze meldete sich zu Wort. Er betonte, das die große Zahl der Unterschriften ernst genommen werde, erwähnte die Hürden der Planung, verwies aber gleichzeitig auf den Investor, der nun „liefern“ müsse. Bevor nicht eine neue, angepasste Version der Marstall-Bebauung vorliege, sei nicht mit einer Bürgerversammlung zu rechnen.
Nach erfolgter Übergabe der Unterschriften-Mappe bildeten sich kleine Gesprächsgruppen, die das Thema weiter diskutierten. Bürgermeister A. Schulze machte einzelnen Mitgliedern der Initiative ein spontanes Gesprächs-Angebot, zu dem es an diesem Nachmittag aber nicht mehr kam. Wir würden uns über eine Erneuerung dieses Angebotes freuen.
Die Initiative verbucht die Sammlung und Übergabe der Unterschriften als einen Zwischenerfolg, wird aber weiter am Ball bleiben. Sollten sich nicht gravierende Änderungen am Marstall-Projekt ergeben, werden wir zu gegebener Zeit das bereits angekündigte Bürgerbegehren beantragen. Dabei hoffen wir auf ebenso zahlreiche Unterstützung, wie zur nun abgeschlossenen Unterschriften-Sammlung.
Lesen Sie hier den Text von H. Linke zur Übergabe der Unterschriften-Mappe:
Sehr geehrter Herr Bürgermeister Schulze, sehr geehrter Herr Stadtratsvorsitzender Dr. Hemmann, sehr geehrte Damen und Herren Stadträtinnen und Stadträte
wir übergeben hier heute ca. 4.000 Unterschriften von Greizer Bürgerinnen und Bürgern sowie von Menschen, denen die Stadt Greiz am Herzen liegt.
Ihnen dürfte bekannt sein, dass Ihre Pläne auch weit über Greiz hinaus auf Kopfschütteln und Unverständnis stoßen, vor allem auch in fachlichen Kreisen!
Unsere Unterschriftensammlung ist eine symbolische Aktion gegen den Bau des Marstallcenters und fürdie Erhaltung des einzigartigen architektonischen, geschichtlich und kulturell geprägten Charakters unserer Stadt Greiz.
Am 16. September 2020, also vor einem Jahr, wurde der Aufstellungsbeschluss im Stadtrat der Stadt Greiz mehrheitlich gefasst, am Tor zur Greizer Altstadt auf dem historischen Marstallgelände ein Einkaufscenter mit unpassender und überdimensionierter Gestalt zu bauen. Die Stadt hat Verbindlichkeiten geschaffen ohne die notwendige Einbeziehung der Bevölkerung.
Die Veröffentlichung der geplanten Bebauung hat in der Greizer Bevölkerung, bei ehemaligen Greizerinnen und Greizern und an Greiz Interessierten große Irritation und Empörung hervorgerufen!
Eine Bürgerinitiative wurde gegründet, mit dem Ziel, die Sicht der Bürgerinnen und Bürger in die Debatte einzubringen. Die zur Information der Einwohnerinnen und Einwohner seitens der Stadt Greiz angekündigte Bürgerversammlung konnte zunächst coronabedingt nicht stattfinden. Bis heute ist unklar, ob diese nachgeholt wird.
Die Bemühungen unserer Initiative zielen auf einen Dialog auf Augenhöhe mit den Verantwortlichen der Stadt Greiz ab! Dabei soll es nicht um Rechthaben gehen, sondern ausschließlich um das zukünftige Bild der wunderbaren Stadt Greiz mit ihrem einzigartigen kulturellen, architektonischen und geschichtlichen Erbe! Wir haben Schätze in unserer Stadt, um die uns Menschen aus anderen Regionen beneiden – dazu gehören gut erhaltene Gebäude aus Gründerzeit und Jugendstil, ein Landschaftspark der seinesgleichen sucht, drei Schlösser mit interessanten Sammlungen und Vieles mehr.
Die Bedenken aus Sicht des Denkmalschutzes sollten unbedingt Beachtung finden, ebenso die städtebauliche und architektonische Unangepasstheit.
Es ist bekannt, dass ein Bewerbungsverfahren des Landes Thüringen im Gange ist, die Thüringer Residenzen als Weltkulturerbe anzuerkennen.Der geplante Bau des Marstallcenters würde die Hoffnung auf diese Anerkennung zerstören!
Außerdem müssen die Auswirkungen des geplanten Baus auf den innerstädtischen Verkehr kritischer als bisher betrachtet werden!
Mit Sicherheit wird dieses Projekt keine tourismusfördernde und attraktivitätssteigernde Wirkung für die Stadt haben!
Wir forderneine sorgfältige Abwägung der Befürchtungen der Kritikerinnen und Kritiker!
Wir appellieren aus tiefstem Herzen und mit klarem Verstand an Sie, sehr geehrter Herr Bürgermeister und werte Stadträtinnen und Stadträte – denken Sie neu und weitblickend über eine alternative Gestaltung und Nutzung des Marstallquartiers nach, die dem Niveau der Greizer Altstadt entspricht! Tun sie das auch und vor allem mit Blick auf zukünftige Generationen. Sie tragen mit Ihrem Namen als gewählte Vertreterinnen und Vertreter dieser Stadt die Verantwortung für das Bild und die Attraktivität der Stadt Greiz in der Zukunft! Wir können nicht glauben, dass Sie als Stadtrat und als Bürgermeister in die Geschichte der Stadt eingehen wollen, in deren Amtszeit besiegelt wurde, dass das Gesicht der Altstadt von Greiz, der Perle des Vogtlandes, unwiederbringlich zerstört worden ist?!
Hiermit übergeben wir Ihnen die Unterschriftensammlung als Zeichen des Protestes und versichern Ihnen, dass unsere Bürgerinitiative bereit ist, weitere Schritte zu unternehmen!
Wir weisen darauf hin, dass der Schutz der persönlichen Daten dieser Listen mit der Übergabe in die Verantwortung der Stadt Greiz übergeht.
Heidrun Linke für Initiative
„Stoppt das Marstallcenter Greiz“