Übergabe der Unterschriftenlisten an den Bürgermeister der Stadt Greiz

Offener Brief

Sehr geehrte UnterstützerInnen unseres Aufrufes,

sehr geehrter Herr Bürgermeister, sehr geehrte Damen und Herren Stadträte,

Ende Mai hat unsere Initiative die Unterschriften-Aktion zum Aufruf „Stoppt das Marstall-Center Greiz“ abgebrochen und die Listen eingesammelt, um sie zu der oft erwähnten Bürgerversammlung dem Greizer Stadtoberhaupt feierlich zu überreichen. Doch bis heute ist uns nicht bekannt, wann bzw. ob überhaupt noch mit dieser Veranstaltung zu rechnen ist. Seit der Aufstellungsbeschluss des Bebauungsplanes „Marstallquartier“ gefasst wurde ist fast ein Jahr vergangen. Darum werden wir diese ca. viertausend Unterschriften am 7. September 2021 um 16.00 Uhr vor dem Marstall- Gebäude öffentlich an den Bürgermeister übergeben. Eine zahlreiche Anwesenheit der Mitglieder des Stadtrates würden wir ausdrücklich begrüßen, denn besonders an sie ist unser Aufruf gerichtet.

Diese Aktion bedeutet nicht, dass wir aufgeben. Wir sind entschlossen, das Marstall-Center zu stoppen und beabsichtigen, mit einem Bürgerbegehren gesetzliche Möglichkeiten zu nutzen, um gegen diese Bebauung vorzugehen.

Darum noch einige persönliche Worte zur Erinnerung:

Seit Beginn unserer Aktivitäten hat sich unsere Initiative bemüht, mit dem Stadtrat an einem Tisch Fakten und Argumente auszutauschen, aber auch Hoffnungen und Befürchtungen zu hinterfragen. Wir haben Stellungnahmen und Einwände von Architekten, Stadtplanern und anderen Fachleuten auf unserer Homepage veröffentlicht. Ebenso Meinungen von Bürgern, die in Gera, Plauen und anderen Städten bereits Erfahrungen gemacht haben, wie sich ein solches Center auf das Einkaufsverhalten in seinem Umfeld auswirkt. Von den Entscheidern in Greiz kam keine Resonanz! Offene Briefe an den Stadtrat, den Bürgermeister und die Stadtverwaltung sowie Leserzuschriften in der Lokalpresse verhallten in tauben Ohren. Auf Fragen gab es keine Antwort, auf Kritik keine Erwiderung.

Um deutlich zu machen, dass es nicht nur „einige Personen“ sind, die voller Unverständnis auf das Treiben im Greizer Rathaus blicken, verfassten wir einen Aufruf und baten die Bevölkerung um Unterstützung, um unserem Protest Nachdruck zu verleihen. Dieser Aufruf ist an Sie gerichtet, sehr geehrte Damen und Herren Abgeordnete und an Sie, Herr Bürgermeister. Ein Aufruf, getragen von viertausend Stimmen! Wir haben Ihnen mitgeteilt, dass wir es ernst meinen. Wir haben um Teilhabe an Informationen gebeten und darum, dass Sie nicht weiterhin Zeit und Geld verschwenden, um einen 30 Jahre alten Beschluss, aufgebläht zu einem Monster, zu realisieren.

Die Mehrheitsverhältnisse im Stadtrat sind uns bekannt. Wir haben verstanden, dass an dieser Mehrheit unser Protest abprallt, wie vielstimmig er auch ist. Unser Versuch, die Abgeordneten mit Argumenten und Gesprächsangeboten von dem Marstall-Center Wahn abzubringen, ist gescheitert. Wie Verdurstende in der Wüste jagen sie einem Trugbild nach und reden von einem Frequenzbringer im Altstadtzentrum. Modern sei dieser riesige Betonklotz, behaupten sie, obwohl dessen erster Entwurf nach Greiz passt wie ein riesiges Containerschiff bei der Einfahrt in Venedig. Auch die Kreuzfahrtschiff – Variante im zweiten Versuch passt nicht besser. Marstall-Center Greiz nennen sie dieses Monster, dessen Dimension die Greizer Altstadt zu verschandeln droht und für Jahrzehnte das Stadtbild prägen wird. Bis heute ist es für uns völlig unbegreiflich, dass kaum einer unserer lokalen Volksvertreter dieser im Entwurf vorgestellten Nutzung und Gestaltung des Marstall-Areals widersprochen hat.

Mit freundlichen Grüßen

Rudolf Kuhl

Leserbrief der Architektin Sabine Weber zum „Halbzeit-Interview“ des Bürgermeisters Alexander Schulze

Der Greizer Bürgermeister Alexander Schulze gab am 24. 07. 21 der OTZ ein ausführliches Interview zu seiner bisherigen 3-jährigen Amtstätigkeit, in dem er nicht mit Eigenlob geizte. Einen grotesken Gipfel erklimmt er mit der Aussage, der Abriss der Pohlitzer Turnhalle sei zwar bedauerlich, da man den ursprünglich geplanten Bau wegen fehlender Fördermittel nicht realisieren könne, aber man habe ja trotzdem eine „…wunderschöne Fläche…“, die entwickelt werden soll.

Im Verlauf des Interviews warf er den „Gegnern“ des Marstall-Projektes fehlendes Wissen vor, was – wie viele weitere Ungereimtheiten – nach einer Erwiderung verlangt. Sabine Weber, Mitinitiatorin unserer Initiative „Stoppt das Marstall-Center Greiz“, hat sich dieser Mühe unterzogen. Lesen Sie hier ihren Brief dazu:

Stadtentwicklung im Gespräch – der Philosoph R.D. Precht spricht mit Präsident des Deutschen Städtetages Burkhard Jung

Ein überaus empfehlenswertes Gespräch über die neuesten Tendenzen der Stadtentwicklung und die vielschichtigen Probleme, vor denen deutsche und europäische Städte heute stehen führte der Philosoph Richard David Precht in seiner Sendung „PRECHT“ (ZDF) mir dem Oberbürgermeister von Leipzig und Präsident des Deutschen Städtetages Burkhardt Jung. Der aus Siegen in NRW stammende Jung berichtet u.a. über Fehlentwicklungen in seiner Heimatstadt durch deplatzierte große Einkaufszentren, aber auch von positiven Ansätzen, wie sie in Leipzig und anderswo praktiziert werden. R.D. Precht legt seinen Fokus besonders auf den Online – Handel und wünscht sich eine starke Besteuerung von Amazon & co. , um den Händlern vor Ort Chancengleichheit zu wahren.

Der Umbau der Innenstädte ist allerorten im Gange. Beide Disputanden zeigen nicht nur Missstände auf, sondern bieten Lösungsvorschläge von wirtschaftlicher und politischer Tragweite – Precht mehr aus soziologisch-theoretischer Sicht, Jung als Praktiker und politischer Entscheidungsträger. Bleibt zu hoffen, das die Anregungen nicht im Leeren verhallen, sondern in die richtigen Gremien getragen werden, so dass aus Möglichkeiten auch Wirklichkeiten werden.

Wir empfehlen diese Sendung ganz dezidiert unseren Greizer Stadträten und den Verantwortlichen in der Verwaltung, allen voran dem Bürgermeister. Uns als Initiative ist – neben vielen anderen Fragezeichen – unerklärlich, wie man in der letzten Stadtratssitzung den Antrag der Linken vom Tisch gewischt hat ( leider auch durch den eigenen Fraktionsvorsitzenden!) – nämlich die Marstall-Planung auszusetzen, bis ein neues Integratives Stadtentwicklungskonzept erarbeitet ist. Was ist denn wichtiger; eine kurzfristige gewinnorientierte Nutzung, die ein sensibles Areal der Innenstadt zubetoniert, oder eine langfristige gesamtstädtische Planung, die endlich alle Aspekte der Stadt ins Auge fasst – die demographischen, die sozialen, die touristischen, die ökologischen, die des Denkmalschutzes, der Kultur und natürlich auch der Wirtschaft und des Handels? Anstatt diesen anachronistischen Wahnsinns-Bau auf Eis zu legen, geht es den meisten Stadträten nur nicht schnell genug mit dem Marstall-Center.

Was machen denn schon ein paar Monate, wenn es um eine Vision für die Gesamtstadt geht? Aber darf man einen Investor warten lassen, darf man ein begonnenes B-Plan-Verfahren aufschieben? Natürlich darf man das und man sollte es sogar, wenn sich neue Einsichten und veränderte Bedingungen ergeben. Wir verweisen in diesem Zusammenhang noch einmal auf den Artikel von Jan Kobel und Judith Rüber zur Tourismusentwicklung in Greiz (auf unserer Seite) und können nur hoffen, das beide Beiträge zu einer Horizonterweiterung führen.

Hier also der Link zum Gespräch zwischen Herrn Precht und Herrn Jung, es sind gut investierte 45 Minuten!

Sind unsere Städte noch zu retten? – ZDFmediathek

Michael Krause für die Initiative „Stoppt das Marstall-Center Greiz“

Offener Brief zum Abschluss der Unterschriften-Aktion

Sehr geehrter Herr Bürgermeister, sehr geehrte Stadträte, sehr geehrte Bürger und Bürgerinnen der Stadt Greiz, liebe Freunde und Mitstreiter,

seit Oktober 2020 besteht die Bürgerinitiative „Stoppt das Marstall-Center Greiz“, die sich mit aller Vehemenz gegen den vorliegenden Bebauungsplan-Entwurf zum Marstallquartier in Greiz wehrt. Auf unserer Website wird seit Anfang Januar neben der Unterschriftensammlung zu unserem Aufruf die bisherige Planung zum Bebauungsplan dokumentiert. Es sind Stellungnahmen und Offene Briefe zu lesen und die interessierte Öffentlichkeit kann sich umfänglich informieren und selber zu Wort melden.

Die von uns initiierte Unterschriftensammlung gegen das Bebauungs-Plan-Verfahren werden wir hiermit einstellen! Mit den über 4000 gesammelten Unterschriften wird die Meinung der Bürger dokumentiert. Wird dieser starke Protest der Bürger im Rathaus überhaupt wahrgenommen? Wieso haben wir den Eindruck, dass die Meinung der Bürger dem Rathaus und den Stadträten egal ist? Wir werden nun mit anderen uns zur Verfügung stehenden Mitteln gegen dieses unsagbar verfehlte Bauvorhaben vorgehen, gemeinsam mit allen, die für eine sinnvolle Nutzung des Marstallareals eintreten! Unsere Website steht jedem selbstverständlich nach wie vor zur Information und Wortmeldung zur Verfügung. Danke an all die vielen Unterstützer, die uns mit ihrer Unterschrift, das aktuelle Bebauungs-PlanVerfahren zum Marstallareal zu stoppen, bestärkt haben! Und ein großer Dank an alle engagierten Geschäfte, Arztpraxen und sonstige fleißige Sammler – ohne Sie hätte die Aktion nicht so viele Menschen erreichen können. Mehr als 4.000 Unterstützer, wer hätte das gedacht!

Viele Greizer Bürger, Persönlichkeiten des öffentlichen und kulturellen Lebens sind hinsichtlich der zukünftigen Nutzung des Marstallquartiers stark sensibilisiert und über das geplante Bauvorhaben empört. Aber – das Rathaus schweigt! Kein einziger uns bekannter Offener Brief wurde bisher beantwortet! Egal, ob man mit zu massiver Überbauung, Umweltproblematik, Verkehr, Nachhaltigkeit, Denkmalschutz, Stadtbild etc. argumentiert, es wird seitens der Stadt nur die Umsetzung des bewilligten Einzelhandels- und Zentrenkonzeptes einer externen Beraterfirma, die neben Städten auch die Handelsketten mit Expansionsstrategien und Filialoptimierungskonzepten etc. berät (s. www. bbe.de), stur verfolgt. Warum verstecken sich Bürgermeister und Stadträte hinter diesem Konzept, wovor haben sie Angst? Wieso kümmern sie sich nicht um Existenzielleres? Gibt es nichts Wichtigeres zu tun, wie z.B die Förderung von Tourismus als echte Zukunftsoption? Hat dieser Ort nicht eine sinnvollere, nachhaltigere Nutzung verdient?

Die Stadt macht sich mit diesem Projekt zum Steigbügelhalter eines Investors, dem es um seine Gewinnmaximierung geht und nicht um Greiz, noch um deren Bewohner. Es ist eine Blamage für die Stadt Greiz! Man opfert ein wichtiges Denkmal der Residenzkultur in Greiz den wirtschaftlichen Interessen eines Einzelnen und der eigenen Bequemlichkeit! Warum sind Bürgermeister und Stadträte so wild auf diesen Investor und dieses Projekt? Was wird in 20 Jahren sein? Wer schlägt sich dann mit einer weiteren verschlissenen Handelsimmobilie herum?

Sehr geehrter Herr Bürgermeister und sehr geehrte Stadträte, überdenken Sie Ihre Entscheidung zum Bebauungsplan-Verfahren, der Entwurf ist nicht nur banal und nicht einmal mittelmäßig, er wird einfach diesem geschichtsträchtigen Ort nicht gerecht! Verzichten Sie auf die Weiterführung des B-Planes und genau das wäre die letzte Chance für eine zukunftsorientierte Nutzung dieses städtischen Raumes (Marstallareal) als Zugewinn für die gesamte Stadt! Nehmen Sie endlich Ihre Verantwortung für eine liebenswerte Stadt mit einer lebendigen Innenstadt, für die Greizer Bürger und die Jugend, für Kunst und Kultur mit offensiver Tourismusentwicklung als Motor und gegen Bevölkerungsrückgang ernsthaft wahr!

Zeigen Sie Mut, eigene Entscheidungen zu überdenken und zu revidieren!

Im Namen der Bürgerinitiative „Stoppt das Marstall-Center Greiz“ Sabine Weber / 20.05.2021

Alternative zur Marstall-Planung -Tourismus in Greiz!

Dass die Initiative „Stoppt das Marstall-Center Greiz“ gegen eine Zentralisierung großflächigen Einzelhandels am Marstall streitet, haben wir mit unserem Aufruf, der Unterschriftenaktion, Gesprächsangeboten, Offenen Briefen und anderen Versuchen die Stadträte umzustimmen, immer wieder unter Beweis gestellt. Wir sind dabei größtenteils auf taube Ohren und auf Einfallslosigkeit gestoßen. Aber es gibt auch Alternativen zu einspurigen und veralteten Stadtkonzepten, eine davon möchten wir an dieser Stelle präsentieren.

Der engagierte Fotograf, Autor und Denkmalschützer Jan Kobel aus Arnstadt zeigt gemeinsam mit Judith Rüber, wie Stadtentwicklung anders gedacht und gemacht werden kann – auch und gerade in Greiz. Exemplarisch stellen die beiden Autor*innen am Beispiel Greiz dar, mit welchen Maßnahmen Thüringer Städte ihr Potential für den Tourismus nutzbar machen sollten. Eingebunden in den geschichtlichen Kontext, die Besonderheiten Thüringer Kleinstaaterei und mit Blick auf die Residenzkultur der Miniatur-Fürstentümer wird ein Konzept entfaltet, welches 5 Säulen zur touristischen Entwicklung strukturschwacher aber kulturell und landschaftlich einzigartiger Orte anbietet. Diese Ideen zeigen das Potential der „kleinen Stadt“ und könnten so zu einer langfristigen Grundlage des sanften und nachhaltigen Tourismus werden – auch in Greiz.

Aber lesen Sie selbst, wie Judith Rüber und Jan Kobel sich das vorstellen… das Beispiel Greiz finden Sie im zweiten Teil des Artikels!

Gesprächsangebot an die Stadtratsmitglieder

Wir sind stets an einem Meinungs- und Faktenaustausch interessiert und haben das auch nochmal in Briefform dem Stadtrat kommuniziert. Wir sind gespannt auf Reaktionen und neue Erkenntnisse.


Stadtrat der Stadt Greiz,
Markt 12
07973 Greiz
Z. Hd. Stadtratsvorsitzender Dr. Andreas Hemmann

Meinungsaustausch zur Marstallbebauung

Sehr geehrter Herr Stadtratsvorsitzender,
sehr geehrte Damen und Herren Stadträte,

der Aufruf 89 des Neuen Forum, der den Umbruch 1989 eingeleitet hat, begann mit den Worten: „In unserem Lande ist die Kommunikation zwischen Staat und Gesellschaft offensichtlich gestört.“ Nun, fast 32 Jahre später, sehen wir in unserer Stadt das gleiche Problem.

Unsere Initiative bemüht sich seit ihrem Bestehen, mit Ihnen, den gewählten Vertretern der Bürgerschaft, in einen Meinungsaustausch über die geplante Nutzung des Marstall-Areals zu treten. Auf unserer Homepage können Sie nachlesen, dass unser Aufruf an Sie, die Abgeordneten, gerichtet ist. Wir haben unsere Argumente öffentlich präsentiert und Fragen gestellt. Der bemerkenswerte Zuspruch aus breiten Kreisen der Bevölkerung und die Unterstützung unseres Anliegens durch Fachleute und Prominente dürfte auch Ihnen nicht entgangen sein.

Aber wir vermissen bis heute Ihre Antworten. Darum möchten wir Sie mit diesem Schreiben freundlichst bitten, mit uns, der Initiative „Stoppt das Marstall-Center Greiz“, das Gespräch zu suchen. Unsere Bemühungen, das Stadtparlament zum Einlenken zu bewegen, bevor wir die gesetzlichen Möglichkeiten ausschöpfen, werden von mancher Seite belächelt. Wir aber haben noch Hoffnung, auch wenn unser Gespräch mit dem Bürgermeister und dem Bauamtsleiter nicht unseren Erwartungen entsprach.

In welchem Format dieser Meinungsaustausch stattfinden könnte, sollte der derzeitigen Infektionslage angepasst sein. Ob im Gespräch miteinander oder im schriftlichen Frage-Antwort- Austausch und an welchem Ort, darüber sollten wir uns kurzfristig einigen. Um eine ergebnisorientierte Kommunikation zu erreichen, würden wir vorerst einen kleinen Teilnehmerkreis bevorzugen. Unser Vorschlag wäre: Die Fraktionsvorsitzenden oder Stellvertreter(oder 2 Personen pro Fraktion?), der Vertreter der FDP und der Stadtratsvorsitzende (vielleicht als Moderator?). Unsere Initiative würde gern mit mindestens 3, höchstens 5 Personen teilnehmen.

Uns wurde auch fachliche Kompetenz von dritter Seite angeboten, um etwa städtebauliche, denkmalpflegerische oder ingenieurtechnische Details zu erörtern. Bitte nutzen Sie diese Möglichkeit der umfassenden Information bevor Sie in die Abwägungsphase des Projektes gehen.

Gern stehen wir auch anderen interessierten Abgeordneten bzw. einzelnen Fraktionen für Gespräche zur Verfügung. Wir danken für Ihre Aufmerksamkeit und würden uns freuen, bald von Ihnen zu hören.

Mit freundlichen Grüßen

I. A. Rudolf Kuhl
Initiative „Stoppt das Marstall-Center“

Zum Gespräch mit Bürgermeister und Bauamtsleiter vom 02.03.21

Nachbetrachtung zum Bürgermeister-Gespräch der Initiative „Stoppt das Marstall-Center Greiz“

Auf Anregung der Initiative trafen sich am Dienstag den 02.03.21 Bürgermeister Alexander Schulze und Bauamtsleiter Bertram Koch mit den Vertretern der Initiative (Rudolf Kuhl, Roland Gräfe und Michael Krause) zur Erörterung der Marstall-Problematik. Das Gespräch verlief respektvoll, wenn auch in der Sache unnachgiebig.

Die Position der Initiative darf mittlerweile als bekannt vorausgesetzt werden, sie gilt ganz klar der Verhinderung dieses Einzelhandelsgroßprojektes. Um so mehr standen Fragen zur Haltung der Stadt und auch des Investors im Fokus.

Um es gleich vorweg zu nehmen; wesentlich neue Erkenntnisse wurden nicht zu Tage gefördert, es gab keinerlei Angebote zu Änderungen am Bauvorhaben. Dies war auch nicht zu erwarten, denn dafür bedarf es eines Mandats durch die Stadträte.

Im Moment, so der Bürgermeister, finde die Auswertung der über 200 Einsprüche aus der frühzeitigen Bürgerbeteiligung und der Stellungnahmen der Träger öffentlicher Belange statt. Dieser Prozess könne sich noch mehrere Wochen hinziehen, ehe es nach Abwägung im Stadtrat zur Offenlegung des angepassten Bebauungsplan-Entwurfs kommt. Mit der einmonatigen Auslage sämtlicher Planungsunterlagen sei im Sommer zu rechnen. (Die Initiative hatte am 25.02.21 Einsichtnahme in die Stellungnahmen der Träger öffentlicher Belange beantragt. Wir erhielten die Auskunft, dass noch geprüft werde, ob laut Thüringer Transparenzgesetz ein Anspruch darauf besteht.)

Zum wiederholten Male wurde von Seiten der Stadt die Absicht bekräftigt, die pandemiebedingt ausgefallene Bürgerinformations-Veranstaltung nachzuholen – fragt sich nur wann? Mit Nachdruck wies R.Kuhl darauf hin, dass die Stadtverwaltung es versäumt habe, Personen ohne Internetzugang anderweitig über Details der geplanten Bebauung zu informieren. Man hätte das Amtsblatt, Vogtland TV oder Schaufenster geschlossener Läden nutzen können, um die im Exposé dargestellten Skizzen und wesentlichen Texte zur Erläuterung des Vorhabens zu präsentieren. Amtsleiter Koch äußerte dazu, die Projektvorstellung sei nicht Aufgabe der Stadt, sondern des Investors.

Auf Nachfrage von R.Gräfe hieß es zum Umgang mit dem Denkmal Marstall und Remise; man habe beim Stadtratsbeschluss zur Aufstellung des Bebauungsplanes 2020 keine Kenntnis von dem Thüringer Antrag gehabt, die Residenzkultur des Freistaates unter UNESCO-Weltkulturerbe zu stellen. Auf den Einwurf, dass durch den Tiefbau die Statik des Marstalls beschädigt werden könnte und die Gefahr des Gebäudeabrisses besteht, betonte Herr Koch, das Bauamt habe den Investor bereits ein Jahr zuvor auf mögliche statische Probleme des Denkmals hingewiesen, wenn wenige Meter neben dem alten Marstall in die Tiefe gegraben werde. (siehe dazu auch den Einspruch von Dr. Johannes Hummel)

Amtsleiter Koch erklärte weiter, das zwischen Stadt und Investor stets Transparenz geherrscht habe, und diesem jederzeit zu verstehen gegeben wurde, er agiere auf eigenes Risiko, da das Vorhaben auch scheitern könne. Sollte dies geschehen, entstünden der Stadt keinerlei Kosten. Auch wäre die Stadt keinerlei sonstige Verpflichtungen gegenüber dem Investor eingegangen. Die Frage von M.Krause, ob es sich bei dem Projekt um einen Vorhabenbezogenen Bebauungsplan handelt und es entsprechend einen Vorhaben- und Erschließungsplan geben müsste, konnte nicht abschließend beantwortet werden.

Das in sozialen Medien häufig kursierende Gerücht, beim Marstall-Projekt sei schon alles entschieden, wurde dementiert – im Gegenteil sei noch alles offen. Weiterhin hieß es, das Marstall-Areal inklusive Gebäuden werde erst verkauft, wenn der Bebauungsplan beschlossen ist.

Für Mitbürger, denen die Finanzierung des Vorhabens unklar sei, wurde darauf verwiesen, dass mit dem Investor ein Städtebaulicher Vertrag besteht, durch den die Stadt ihre Planungshoheit abgebe und Investor Wagner sich im Gegenzug zur Übernahme sämtlicher Planungs- und Erstellungskosten verpflichte. Lediglich die verkehrliche Erschließung sei bisher nicht vollständig geklärt, da die betroffenen Straßen in verschiedene Zuständigkeitsbereiche fallen.

Auf unsere grundsätzliche Nachfrage, welche Vorteile das Marstall-Center der Stadt Greiz denn bringe, wurde auf die Standortwünsche und gestiegenen Flächenansprüche der drei Märkte dm, REWE und ALDI verwiesen, und einmal mehr auf das Einzelhandels- und Zentrenkonzept der Stadt. Auch glaube man weiterhin an die positiven Effekte, welche das Center durch die erhöhte Kundenfrequenz angeblich den Händlern der Innenstadt bringen könne. (wohlgemerkt, die meisten Besucher kommen mit privatem PKW !) Bürgermeister Schulze ergänzte dazu, dass pandemiebedingt schon 10 Geschäftsaufgaben in der Innenstadt zu beklagen sind (noch 79 statt der bisher 89 Einzelhändler).

Die Initiative sprach außerdem die Reduzierung der Nahversorgung in den Stadtteilen Pohlitz und Aubachtal an, wenn REWE und ALDI dort Leerstand hinterlassen und das große Problem am Puschkinplatz, wenn der dm-Markt als Magnetgeschäft fehlt. Dazu wurde nicht Stellung genommen und keine Alternativen geboten.

Auf die Frage, ob sich Bürgermeister und Stadt eine offenere Center-Bauweise mit weniger Nutzfläche und Ausrichtung zur Innenstadt vorstellen könnten, wurde nicht eingegangen. Auch der Gedanke, das Marstallgelände einer gänzlich anderen Nutzung zuzuführen, es z.B. kulturell, touristisch oder parkähnlich zu beplanen, wurde unkommentiert zur Kenntnis genommen. Der Bürgermeister informierte lediglich darüber, dass nun erst einmal die Stadtverwaltung für 2 Jahre in das Marstall-Gebäude umzieht. Dieser Zeitraum sei für die Rathaus-Sanierung eingeplant.

Abschließend dankten wir Bürgermeister und Bauamtsleiter für das Gespräch – es sollte nicht das letzte gewesen sein.

Ausblick und Angebot an die Fraktionen des Stadtrates

Uns als Initiative bleibt die Hoffnung, ein Umdenken bei manchem Stadtratsmitglied in Gang zu setzen. Denn Sie sind es, die wir in erster Linie ansprechen, Ihre Einstellung zu diesem Großprojekt zu überprüfen.

Wir machen hiermit ausdrücklich ein Gesprächsangebot an alle Stadträte, in einem noch zu findenden Format (z.B. Vogtlandhalle?), die verschiedenen Probleme des Center-Neubaus zu diskutieren. Dazu wurde uns auch fachliche Kompetenz von dritter Seite angeboten, um etwa städtebauliche, denkmalpflegerische oder ingenieurtechnische Details zu erörtern. Bitte nutzen Sie diese Möglichkeit der umfassenden Information bevor Sie in die Abwägungsphase des Projektes gehen.

Michael Krause und Rudolf Kuhl

Aktueller Stand (4. Mai 2021) 4005 Unterstützer und allgemeine Hinweise

Sehr geehrte Damen und Herren, liebe MitstreiterInnen beim Aufruf „Stoppt das Marstall-Center Greiz“,
zuerst möchten wir uns herzlich für die Resonanz und Unterstützung unserer Aktivitäten bedanken! Bei uns sind bis jetzt bereits 1.381 Unterschriften per Internet gelistet. Eine beachtliche Zahl, angesichts der Kontaktsperre. Trotz der wenigen Läden, die geöffnet sein dürfen, rechnen wir mit einer erheblichen Anzahl von Unterschriften auf den dort ausliegenden Listen. Bisher (4. Mai 2021) haben wir 115 dieser Listen mit 2.624 Unterschriften eingesammelt.

Wir haben festgestellt, dass durch technische oder andere Probleme manche der Unterschriften nicht bei uns angekommen sind. Wir möchten ausdrücklich auf Folgendes hinweisen: Nachdem Sie auf „Unterzeichnen“ geklickt haben, wird durch das System eine E-Mail gesendet, die den Absender auffordert, seine Unterzeichnung zu bestätigen. Tun Sie das nicht, gilt die Unterzeichnung nicht als autorisiert und wird nicht gelistet. Das ist eine datenschutzrechtliche Sicherheitsmaßnahme, die E-Mail Missbrauch verhindern soll. Falls Sie mit dem Smartphone unterschreiben, beachten Sie bitte, dass die Bestätigungsmail auch auf Ihrem Computer landen kann, evtl. im Unbekannt- oder Spam-Ordner! Wer sich unsicher ist, ob seine Unterschrift zählt, kann sich an rubijazz@web.de wenden.

2.222 Unterschriften – Initiative kämpft weiter!

Liebe Freunde,

auf den bisher eingesammelten Unterschriftenlisten unseres Aufrufs „Stoppt das Marstall-Center Greiz“, die in verschiedenen Geschäften, Arztpraxen und Physiotherapien ausliegen, haben wir am Wochenende 1.035 Unterstützer gezählt. Gemeinsam mit den 1.215 aus dem Internet stehen bereits mehr als 2.222 Personen hinter unserem Aufruf! Beeindruckt von der großen Resonanz danken wir dafür allen Unterzeichnern.

Diese stolze Zahl lädt zwar zum Feiern ein. Jedoch das Schicksal der Pohlitzer Turnhalle vor Augen und das Wissen, dass das Marstallgebäude ein Dorn im Auge so mancher Befürworter des „Marstall-Center-Plans“ ist, lässt uns keine Wahl. Wir werden gezwungen, unsere Aktivitäten weiter zu verstärken. Solchem respektlosen Umgang mit altehrwürdigen Gebäuden muss Einhalt geboten werden! Unterzeichnen Sie unseren Aufruf „Stoppt das Marstall-Center Greiz“.

Autor, Rudolf Kuhl

Unter „Einsprüche“ ist die Einschätzung der Situation in Greiz von Prof. Dr.-Ing. Wolfgang Rid von der FH Erfurt hinzugekommen, welche sich auf ein Studierenden-Projekt (zu finden bei „Planungsunterlagen“) der FH Erfurt aus dem Jahr 2015 bezieht.

Außerdem gibt es seit dem 25.02. eine text- und bildlich erweiterte Version des MDR – Radiobeitrags vom 29.01. Hier der Link dazu: Shopping-Hufeisen für Marstall: Greiz streitet über Einkaufszentrum | MDR.DE