Stadtentwicklung im Gespräch – der Philosoph R.D. Precht spricht mit Präsident des Deutschen Städtetages Burkhard Jung

Ein überaus empfehlenswertes Gespräch über die neuesten Tendenzen der Stadtentwicklung und die vielschichtigen Probleme, vor denen deutsche und europäische Städte heute stehen führte der Philosoph Richard David Precht in seiner Sendung „PRECHT“ (ZDF) mir dem Oberbürgermeister von Leipzig und Präsident des Deutschen Städtetages Burkhardt Jung. Der aus Siegen in NRW stammende Jung berichtet u.a. über Fehlentwicklungen in seiner Heimatstadt durch deplatzierte große Einkaufszentren, aber auch von positiven Ansätzen, wie sie in Leipzig und anderswo praktiziert werden. R.D. Precht legt seinen Fokus besonders auf den Online – Handel und wünscht sich eine starke Besteuerung von Amazon & co. , um den Händlern vor Ort Chancengleichheit zu wahren.

Der Umbau der Innenstädte ist allerorten im Gange. Beide Disputanden zeigen nicht nur Missstände auf, sondern bieten Lösungsvorschläge von wirtschaftlicher und politischer Tragweite – Precht mehr aus soziologisch-theoretischer Sicht, Jung als Praktiker und politischer Entscheidungsträger. Bleibt zu hoffen, das die Anregungen nicht im Leeren verhallen, sondern in die richtigen Gremien getragen werden, so dass aus Möglichkeiten auch Wirklichkeiten werden.

Wir empfehlen diese Sendung ganz dezidiert unseren Greizer Stadträten und den Verantwortlichen in der Verwaltung, allen voran dem Bürgermeister. Uns als Initiative ist – neben vielen anderen Fragezeichen – unerklärlich, wie man in der letzten Stadtratssitzung den Antrag der Linken vom Tisch gewischt hat ( leider auch durch den eigenen Fraktionsvorsitzenden!) – nämlich die Marstall-Planung auszusetzen, bis ein neues Integratives Stadtentwicklungskonzept erarbeitet ist. Was ist denn wichtiger; eine kurzfristige gewinnorientierte Nutzung, die ein sensibles Areal der Innenstadt zubetoniert, oder eine langfristige gesamtstädtische Planung, die endlich alle Aspekte der Stadt ins Auge fasst – die demographischen, die sozialen, die touristischen, die ökologischen, die des Denkmalschutzes, der Kultur und natürlich auch der Wirtschaft und des Handels? Anstatt diesen anachronistischen Wahnsinns-Bau auf Eis zu legen, geht es den meisten Stadträten nur nicht schnell genug mit dem Marstall-Center.

Was machen denn schon ein paar Monate, wenn es um eine Vision für die Gesamtstadt geht? Aber darf man einen Investor warten lassen, darf man ein begonnenes B-Plan-Verfahren aufschieben? Natürlich darf man das und man sollte es sogar, wenn sich neue Einsichten und veränderte Bedingungen ergeben. Wir verweisen in diesem Zusammenhang noch einmal auf den Artikel von Jan Kobel und Judith Rüber zur Tourismusentwicklung in Greiz (auf unserer Seite) und können nur hoffen, das beide Beiträge zu einer Horizonterweiterung führen.

Hier also der Link zum Gespräch zwischen Herrn Precht und Herrn Jung, es sind gut investierte 45 Minuten!

Sind unsere Städte noch zu retten? – ZDFmediathek

Michael Krause für die Initiative „Stoppt das Marstall-Center Greiz“

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